Wilhelm Heide

Wilhelm Heide ein großer Naturfreund und Brackenzüchter

Zwischen Wilhelm Heide Vormwald vom Hof Schreiberg und dem Heidedichter Hermann Löns war durch die Besuche des großen Naturfreundes auf dem Lahnhof die Verbundenheit zwischen den beiden noch enger geworden. So sollte der Heidedichter Hermann Löns den Lahnhof 1906 alleine

Vormwald im März 2011 -
Bild: Heimatverein Vormwald

zweimal besucht haben. Es ging ihm nicht nur darum, auf die Brackenjagd zu gehen, sondern er wollte einen Auerhahn, die seinerzeit noch hier zu Hause waren, erledigen. Dieses war ihm aber nicht vergönnt. Beide waren auch Züchter und Freunde von Bracken - zu einer Zeit, in der man noch nicht an das Verbot der Jagd mit der für das Wild, sehr unangenehmen hochbeinigen Hundeart dachte. Einige Jahrzehnte bevor ein Verbot der Jagd mit den Bracken in Kraft trat, kämpfte Wilhelm Heide wie ein Löwe in Versammlungen und in der Presse gegen dieses Verbot. Aber auch gegen die Verwendung von Schrotschüssen auf das Rehwild. 

Bracken waren langbeinige Hunde und sollten die ältesten Jagdhunde gewesen sein. Aus ihnen waren fast alle Jagdhunde mit hängenden Ohren hervorgegangen. Ihr Fell war kurzhaarig und glatt. Bereits in römischen Schriften vor über 2.000 Jahren sollte die markante Jagdweise der Bracken

 Heuernte um 1930 in der unteren Bänkenbach

erwähnt worden sein. Das Spur und Fährten laute verfolgen von Haarwild gehörte zu den Hauptaufgaben dieser Rasse. Sie wurden aber auch Laufhunde oder jagende Hunde genannt. Auf Grund ihrer feinen Nase konnten sie auch auf der Schweißfährte Hervorragendes leisten.

Im Jahre 1964 wurde neben dem 80. Geburtstag von Heide noch ein Jubiläum gefeiert. Die Bauernschenke Hof Schreiberg bestand 100 Jahre. Eingerichtet wurde sie nach dem Bau der Provinzialstraße nach Erndtebrück und diente jahrelang als Fuhrmannsgaststätte. Als 1882 die Eisenbahn ins Wittensteiner gebaut wurde, labten sich hier die Bauarbeiter. Wilhelm Heide war mehr als Landwirt und Gastwirt der Bauernschänke Hof Schreiberg. Er war ein sehr großer Verehrer von Hermann Löns. Selbst war er auch ein Anwalt der Natur und Jägerei. Heide wurde am 21. September 1884 in Trupbach geboren und musste in seinen jungen Jahren schon viel arbeiten. Mit zehn Jahren verlor er bereits seinen Vater. 1916 wurde er vom Frondienst befreit und übernahm den Freien Hof Schreiberg in

Spitze vom Zollposten Bahnhof Vormwald -
Bild: Mapio.net

Vormwald, dessen Erbin seine Lebensgefährtin wurde. Er war als junger Bauer schon ein begeisterter Jäger. Nach dem ersten Weltkrieg wählte man ihn zum Vorsitzenden der Haubergsgenossenschaft Sterzenbach-Schreiberg. Nach Jahrzehnte langer Arbeit schuf er eine Oase der Stille im Bänkenbachtal, den Wilhelm-Heide-Park.

Bauer Heide züchtete seit Jahrzehnten Jagdhunde und zwar Bracken. Die vierbeinigen Jagdgenossen, die von ihm in die ewigen Jagdgründe eingingen, es waren mehr als zwei Dutzend Stück, fanden ihre letzte Ruhestätte auf einem Hundefriedhof im Bänkenbachtal. Das war der Anfang des späteren 65 Hektar großen Parks. Der über 500-jährigen Geschichte des Hofes Schreiberg entnahm Heide den Namen eines der ersten Hofherrinnen Anna – Ursula, für den Namen des Brunnens in diesem Park. 

Ein eindrucksvolles Denkmal setzte Heide seinem Vorbild Hermann Löns zu Eingang des Parks mit der Aufschrift: „Lass deine Augen offen sein, geschlossen deinen Mund, so werden deine Sinne kund.“ Es war ein Spruch von seinem Verehrer Hermann Löns, dessen Grab er auch besucht hatte. Das Denkmal wird immer an Heide und Löns erinnern. Ein 20 Zentner schwerer Sandsteinblock der als Türschwelle eines Hilchenbacher Hauses

 Mittelgroße Bracke mit kräftigem elastischem Körper und breitem Brustkorb - Bild aus Wild und Hund

diente war der Grundstock für das Denkmal. Auf dem mächtigen Stein war neben dem Spruch von Heide ein Hifthorn, dem Zeichen der Brackenjagd. Zahlreiche Gesteinsproben von überall her aber auch aus der Lüneburger Heide waren um den Block gruppiert. Tisch und Bank dabei aus Stein luden zur Rast ein. In der Nähe des Denkmals steht ein Gedenkstein für die Gefallenen des Dorfes Vormwald. In den vergangenen Jahren hatte Lehrer Suttrops in mühevoller Ferienarbeit die Namen der Toten eingemeißelt.

In einem Beitrag brachte der Jägersmann Heide 1940 seine innige Naturverbundenheit folgendermaßen zum Ausdruck. „Es liegt eine eigentümliche, zauberhafte Stimmung über unserer Landschaft, wenn am herbstlich, blauen Himmel die Adler unser heimischen Bergwelt, die Bussarde unter gellenden Hiät

Ansicht des Lahnhofs mit Lahnquelle (rechts im Bild) etwa Anfang des 19. Jahrhunderts -
Radierung von Christian Reinermann (1764 - 1835)

Rufen ihre Kreise ziehen und zum Südflug rüsteten.  Noch einmal schüttete die Natur eine Fülle wunderbarer Schönheit und Pracht über unser Land. Doch bald wird ein eisiger Nord dem glühenden Wald sein Gewand nehmen. Schier wahl- und zahllos werden die bunten Blätter dem Wanderer zu Füßen fallen. Auch das hatte seinen Sinn und Zweck. Wenn herbstlich des Waldes Blätter fallen, tot waren sie auch ein köstlich Gut, denn verwesend werden seine Kinder seiner nächsten Frühlingspracht Begründer.“ 

Besonders zwei warteten auf den glühenden Wald denn nach langen entbehrlichen Monaten begannen für sie die Tage voller Freude und Erlebnisse. Es war der Brackenjäger und sein Hund. Längst im Zwinger verspürte er auch den nahen Herbst. Immer unruhiger war er geworden und möchte sein Gefängnis sprengen. Die alten Brackenjäger

Hermann Löns Grab unter einem Findling im Tietlinger Wacholderhain bei Walsrode - Bild von Drow69

behaupteten die Bracken röchen dieKartoffelfeuer. Die Blütezeit der Brackenjagd war leider vorbei. Es war früher einmal so gewesen, dass Bracken oft stundenlang ein Stück Wild hetzten und sich während des Jagdtages oft nicht aufkoppeln ließen. Heute dagegen hatte der Brackenführer, der den Hund wie den besten Weidgesellen behandelte, ihn fest in der Hand. Auf Pfiff und Hornruf verfolgte er ihn und ließ sich auch aufkoppeln. Wir Brackenjäger wollten Musik im Wald, Brackengeläut und Jagdhornruf, Weidmann danke dem Schöpfer der sie schuf. Wie hieß es doch so schön, ihr alten Brackenjäger lasst lustig eure Bracken läuten denn heute meinte es der Petrus gut mit uns. Wenn im Wald und Feld die Bracken bellen was konnte es Schöneres geben.

Um 1900 herum war das Halten von

Zwei Regenbögen über Vormwald -
Bild: Heimatverein Vormwald

Bracken noch einfacher als heute. In jedem Dorf wohnten Brackenjäger und ihre Hunde liefen frei herum. Die Hundehalter wurden noch nicht verwarnt oder gar mit Einziehung der Bracken gedroht. Die frei laufenden Hunde wurden nun zu selbstständig, denn sie jagten für sich und nicht für ihren Herrn. Wurden sie dann im Herbst und Winter zur Jagd verwendet kümmerten sie sich kaum um ihren Herrn. Sie folgten nur ihrem Jagdtrieb und gingen von einem Treiben in das andere. Die Fachschaft Deutscher Bracken hatte es sich als Aufgabe gestellt, erzieherisch auf Jäger und Hund einzuwirken. Sie verboten den Rehabschuss vor Bracken. Man glaubte, dadurch den Hunden das pausenlose Hetzen an Rehen abzugewöhnen.

Wer durch die Siegerländer Berge als Jagdmann schritt der musste ein günstiges Verhältnis über die jagdlichen Verhältnisse gewinnen. Denn es gab dichte Niederwaldbestände mit günstigen

Vormwald und Umgebung von der Ginsburg aus gesehen - Bild Emkaer - Eigenes Werk18

Äsungsplätzen. Auch einspringende Feldlagen und Wiesentäler sprachen für günstige Lebensbedingungen für das Wild. Aber leider war trotz der günstigen Bedingungen der Bestand des Wildes recht schwach. Der Abschuss war kein geregelter, es wurde nicht die Zahl am Leben gelassen die zur Nachzucht notwendig waren. Aber auch der rücksichtslose Jagdbetrieb mit den Bracken war mit Schuld an der Wildarmut. Diese Jagdard hat weidmännisch betrieben ihre Reize. Aber die Grenzen der Waidgerechtigkeit wurden überschritten, wenn das Wild stundenlang bis zu Tode gehetzt wurde.

Die Jagd war aus, bließen die Hifthörner der Siegerländer Weidmannschaft für Wilhelm Heide im April 1966. Der 82-jährige wurde

Bahnhof am Zollposten in Vormwald ca. 1920

von zahllosen Siegerländer Freunden und Jagdgefährten vieler Jahrzehnte auf seinem letzten Weg begleitet. Nur wenige Tage nach dem Grunder Schellenschmied Wilhelm Krämer, war mit dem Bauer, Gastwirt und Jagdmann Heide ein weiteres Siegerländer Original dahingegangen und er wurde schmerzlich von allen Siegerländer Heimatfreunden vermisst. Heide war mehr als Land- und Gastwirt, er war der glühende Verehrer seines großen Vorbildes Hermann Löns. Heide war auch ein Anwalt der Natur, der Jägerei und der heimatlichen Tradition.

 

 

Literaturhilfe:
Paul Sorg: Die Jagd
Heimatverein Vormwald: Mit Siegerländer Feld und Wald auf du
Siegerländer Mosaik: Weidmännische Freuden in Siegerländer Bergen
Heimatverein Vormwald: Ein Lönsjünger und Naturfreund
Bericht der Rundschau April 1966: Das letzte Halali für Bauer Heide
Knaurs Lexikon: Bracke

 

 

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