Alte Burg

Die ‘‘Alte Burg“ wurde erobert

Wallburgen waren fast immer auf dem Gipfel eines hohen und steilen Berges in ovaler oder runder Form. So auch die größte und bedeutendste in unserem Siegerland, die ,,Alte Burg“ bei Afholderbach. Wir fanden sie auf dem 633 m hohen aufragenden Kegel der Alten Burg. Der Berg hatte den Namen durch die Burg bekommen. Sie war die Königin unter unseren Fliehburgen, wie sie auch genannt wurden. Sie war von zwei eher runden wie ovalen Wallzügen umschlossen.

Sie umfasste die enorme Fläche von zehn

Grundriss der Alten Burg bei Afholderbach mit den zwei Ringwällen

Hektar, was 10.000 Quadratmetern entsprach. Der innere Wall war 680 m lang mit einer Sohlbreite von etwa 10 m und soll bis zu fünf m Höhe gehabt haben. Die Erdmassen waren unmittelbar neben dem Wall im Inneren ausgehoben, wodurch ein gewaltiger Graben entstanden war. Der zweite Wall der davor lag hatte eine Länge von 1.100 m. Er war etwas kleiner besonders da, wo das Gelände steil abfiel, denn hier war die Standfestigkeit für die Angreifer sehr schlecht.

Im Süden und Westen war dieses gewaltige Bauwerk, was mit sehr großem Arbeitsaufwand und geschickter Anpassung an die Bergesform erbaut worden war, unterbrochen. Hier müssen wohl die Tore dieser Festung gestanden haben. Im Belagerungsfall wurden diese Öffnungen durch mächtige Holzbauwerke zum Schutz vor dem Feind geschlossen. Viele Jahre, ja man muss sogar annehmen dass Jahrzehnte an solch einer gewaltigen Anlage gebaut worden ist.

In der Nähe der Siegerländer Grenze nach Hessen, war eine Wallburg bei Rittershausen durch Ausgrabungen erforscht worden. Scherben und ein Halsring aus

Aussichtspodest auf dem inneren Ringwall der Alten Burg

Bronze waren die ältesten Funde aus der Hallstattzeit bis etwa 800 vor Christi, die von den Kelten stammten. Um 200 vor der Zeitenrechnung waren die Fünflinge germanischen Ursprungs. Die Kelten sollten diese Burg Jahrhunderte bewohnt haben und hatten darin Eisen verhüttet. Etwa 400 vor Christi Geburt war die Burg zerstört worden und man hatte sie aufgegeben.

Um diese Zeit herum, also etwa 400 vor der Zeitrechnung, hatte man die ‘‘Alte Burg“ errichtet. Wohl über 200 Jahre hatten die Kelten in dieser Festung gelebt, die bestimmt auch als Kultstätte und Versammlungsort genutzt wurde. Dann aber begann für sie eine Zeit schwerer Kämpfe. Denn nun rückten vom Norden aber besonders vom Osten immer wieder die Germanen vor, um sich neues Land zu erobern. Zu Hause mangelte es dem kriegerischen Volk an Wohnraum und Lebensmittel. Sie konnten noch nicht das Eisen herstellen und ihre Waffen waren aus Holz, Stein und Knochen. Die Kelten aber mit ihren eisernen Waffen

Luftaufnahme der Ginsburg vor dem Wiederaufbau

wehrten sich tapfer. Der Kampf dauerte bestimmt Jahre und nur sehr langsam konnten die Germanen vordringen.

Die Kelten brachten ihr Vieh mit Futter sowie Lebensmittel hinein. So war es fast unmöglich eine Wallburg auszuhungern. Es war ein schwerer fast aussichtsloser Kampf. Wie oft werden es die Germanen versucht haben und wie viel Verluste hatten sie hinnehmen müssen? Zum Schluss gelang es ihnen doch mit einem gewaltigen Angriff. Ausgrabungen hatten es bewiesen, dass die beschriebene ,,Alte Burg“ bei Netphen von den Germanen gestürmt worden war.

Der Späher, der in dem Gipfel eines hohen Baumes war und sehr weit blicken konnte, meldete dem keltischen Führer, dass dieses Mal ein außergewöhnlich starker Germanenhaufen unterwegs wäre. Ein großes Feuer leuchtete abends auf der Höhe in der Burg. Bewaffnete Männer jagten zu Ross den Berg hinunter um alle Bewohner zu warnen und sie mit ihrem Vieh in die schützende Wallburg zu rufen. Steine und Speere trugen die Männer zur Abwehr auf die Wälle. Tiergeschrei und Menschenrufe an den Burgtoren. Von den umliegenden Siedlungen trieben die Männer Schafe, Rosse und Rinder den Berg hinauf in die Burg. Frauen und Kinder, hochbepackt mit Hausrat, jagten mühsam den Berg hinauf.

Bauarbeiten anläßlich des Weiterbaus der B54 ermöglichten in der Nähe des Krombacher Schlages einen einmaligen Blick in den uralten verbliebenen Grenzwall

Nach großem durcheinander auf dem Burggelände kam endlich Ruhe auf.

Am Morgen erhoben sich die Schläfer von der Erde. Aus dem hohen Baumgipfel meldete das Horn des Wächters die Feinde. In geordneten Haufen gingen die Krieger der Kelten den Berg hinab und zwar vom Innenwall noch etwa 100 m zum Außenwall. Der Wall hatte oben eine Brustwehr. Pfahl an Pfahl war tief eingerammt worden und etwa 1,3 m hoch. Über die Brustwehr feuerten die Verteidiger ihre Steine, Pfeile und Speere ab. Aber vor feindlichen Geschossen konnten sie sich schützen, indem sie sich bückten.

Mit mächtigem Geschrei schwirrten die Pfeile und Speere der Germanen heran. Sie richteten keinen größeren Schaden an, denn die Kelten waren hinter der Brustwehr in Sicherheit. Die Kelten schleuderten ihre Lanzen und schossen ihre Pfeile ab und brachten große Lücken in die Reihen der Angreifer. Mögen sie auch noch so tapfer gekämpft haben, ihr Angriff misslang. Sie wichen zurück und ordneten die Reste ihrer Männer. Sie versuchten den Angriff nun auf eine andere Art. Aus den Wäldern schleppten sie große Hölzer heran und bearbeiteten sie mit Äxten und Hämmern.

Um die Mittagszeit riefen die Hörner der Belagerer zum neuen Gefecht. Stärker war

Reste von einem uralten Wallgraben (Foto Dieter Seffmann)

der Ansturm und größer die Gefahr. Von allen Seiten drangen sie hinter starken Bohlenschildern hervor. Auch zwei Gerüste hatten sie gebaut in denen ein dicker Balken als Sturmbock hing. Donnernd schlugen die schweren Balken gegen das Bollwerk und lange Haken rissen den Zaun nieder. Um diese gefährlichen Werkzeuge entbrannte ein heftiger Kampf. Der Germanen gelang es den Wall hier und da zu zerreißen. Aber fest stemmten die Kelten ihre Holzschilder zusammen um die Risse zu stopfen. Den Germanen gelang es nicht, den Damm hinauf zu klettern und ihr Einsatz war wieder vergebens.

Um das gewaltige hölzerne Burgtor ging der erbitterte Kampf weiter. Gelang es den Angreifer dieses in Brand zu stecken, hätten sie schnell ein Schlupfloch wodurch sie eindringen könnten. Es wurden Strohbündel davor geworfen und in Brand gesteckt sowie Schanze um Schanze in die Flammen geworfen. Mancher Held der von keltischen Speeren durchbohrt worden war, sackte zu Boden. Aber immer neue Verstärkung rückte heran und mehr Speere und Pfeile flogen hinauf zum Wall. Das Tor verkohlte langsam und die Germanen schleppten einen der Sturmböcke herbei. Starke Männer stießen den Balken, im Schutz der Schilder, immer wieder gegen das Tor, bis es endlich mit

Eine ehemalige Wallanlage, die schon viele Jahrhunderte mit Bäumen bewachsen ist

Gepolter zusammen stürzte.

Mit lautem Geschrei, als hätten sie schon den Sieg errungen, stürmten sie auf den Wall. Ihre Freude war aber nur kurz. Die Kelten standen eng zusammengerückt auf dem Wall. Ihre oft fliegenden Speere und polternde Steine rissen blutige Bahnen in den kämpfenden Haufen. Mit aller Härte und großem Zorn kämpften die Verteidiger um Ihre Stellung. Den Germanen war es nicht möglich, sich festzusetzen und sie liefen verzweifelnd zum Außenwall zurück. Manch einer blieb liegen, denn ein nachgeschleuderter Felsblock brachte ihn zu Boden.

Mit einem weiteren Angriff war an diesem Tag nicht zu rechnen, denn die Erschöpfung der Germanen war zu groß. Am anderen Morgen aber begann der Kampf erneut mit noch größerer Verbissenheit. Zu gewaltig war die große Tapferkeit der Germanen. Als abends die Sonne unterging brachte ihr Häuptling mit mächtigem Stoß das angebrannte Tor des Innenwalles zu Fall. Im dichten, kaum durchblickenden Rauch drang er mit seinen besten Kämpfern in das Innere der Burg. Wildes Siegesgeheul spornte die anderen zur letzten Kampfanstrengung an. Der lange und erbitterte Wiederstand der Kelten war gebrochen. Als am Abend die Dämmerung langsam eintrat standen die Germanen auf dem Gipfel der Burg als Sieger.

Trotz der sehr großen Verluste, die die Germanen gehabt hatten, wurden die gefangenen Kelten nicht getötet, denn sie sollten Ihre Lehrmeister in der Eisenschmiedekunst werden.

 

 

Quellennachweis :
Emil Meinhardt - Der Kampf um die alte Burg
Karl Wesener – Die Wallburgen und Grenzwälle im Kreise Siegen
Wikipedia - Alte Burg (Afholderbach)
Netphen – Alte Burg-ohne Burg-nur Wälle und Gräben
Deuzer Forum – Alte Burg

 

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