Diesterweg

Der bedeutende deutsche Pädagoge Adolph Diesterweg

Adolph Diesterweg, der bedeutende deutsche Pädagoge, wurde am 29. Oktober 1790 in Siegen geboren. Er war das siebte von acht Kindern eines Justizamtmanns. Da seine Mutter, eine geborene Dresler, sehr früh starb verband er sich mit seinem Vater umso herzlicher. Die Schulausbildung erhielt er in seiner Vaterstadt. Das Lernen fiel ihm nicht schwer und

Portrait von Adolph Diesterweg (1790-1866) - Vorlage Stadtarchiv Siegen

somit hatte er genug Zeit in Wald und Flur umher zu streifen. 

1808 ging er nach Herborn und studierte dort Mathematik und Naturwissenschaften. Später wechselte er dann nach Tübingen. Da ihn die Vorlesungen nicht befriedigten, studierte er für sich selbst. Nach Beendigung des Studiums ging er 1811 nach Düsseldorf um den Ingenieur zu machen. Wegen Kriegsereignisse wurde die Prüfungskommission aufgehoben. Doch umsonst war seine Reise nicht gewesen.

In Elberfeld lernte Diesterweg den Institutsvorsteher Wilberg kennen und schloss mit ihm Freundschaft auf Lebenszeit. Die pädagogische Leistung Wilbergs machte auf ihn einen nachhaltigen Eindruck. Gegen seine anfängliche Absicht wurde er Lehrer und nahm als erstes eine Hauslehrerstelle in Mannheim an. Hier blieb er nicht lange und wechselte 1812 an das Gymnasium in Worms. Er machte den Unterricht sehr interessant und hatte damit Erfolg. So wurde er  bereits 1813 als Lehrer an die Musterschule in Frankfurt a. M. berufen. Diese Anstalt wurde von Direktor Gruner im Geiste des Schweizers Pestalozzi geführt. Dieser liebte das Volk besonders aber die Armen und die erziehungsbedürftige Jugend. 1820 wurde er Direktor am neu geschaffenen Lehrerseminar in Moers. Diesterweg wirkte für die Hebung des Lehrerstandes in

Grabstätte von Adolph Diesterweg auf dem St.-Matthäus-Kirchhof Berlin (Eigenes Werk Avda)

geistiger und sozialer Hinsicht. Ihm ging der Ruf des deutschen Pestalozzi voraus und als begnadeter Schriftsteller hatte er etwa 50 Bücher geschrieben und veröffentlichte  rund 400 Abhandlungen.

Besonders zu erwähnen war sein Werk ,,Wegweiser zur Bildung deutscher Lehrer.“ 1840 gab er das ,,Lehrbuch der mathematischen Geographie und populären Himmelskunde“ heraus. Zu Pestalozzis 100. Geburtstag schrieb er: ,,Pestalozzi ein Wort für Kinder und deren Eltern“. Aus dem Ertrag von dieser Broschüre wurde ein Grundstück in Pankow gekauft. Hierauf wurde ein Erziehungshaus von 30 Waisenkindern, besonders von Lehrern, gebaut.

Diesterweg forderte mehr Unabhängigkeit für die schulische Erziehung. Die alten Schulen waren Kirchschulen, die neuen Schulen sollten vieles selbstständig entscheiden. Die soziale Stellung des Lehrerstandes wollte er heben. Das bedeutete eine bessere Ausbildung und eine höhere Bezahlung. Er forderte das Ende der Kinderarbeit und eine acht jährige Schulausbildung für alle. Im 19. Jahrhundert wurde der Name Diesterweg auch polemisch verändert. Den Einfluss der Kirche auf die Schulen bekämpfte er. Die Konfessionsschulen bezeichnete Diesterweg als bornierte Dummheit. Deswegen tönte es bald von den Kanzeln ,,Düsterweg, wüster

Adolph Diesterweg auf einer Briefmarke der Deutschen Bundespost, Erstausgabe 27. September 1990, Auflage: 6,1 Millionen

Weg“. Die Lehrerverbände konterten, ,,Diesterweg - dies ist der Weg“.

Diesterwegs Ansichten über Lehrerbildung waren maßgebend. Deswegen sollte er auch 1830 das neu zu errichtende ,,Seminar für Stadtschulen“ in Berlin übernehmen. Er fühlte sich in Moers wohl und wollte es nicht verlassen. Er könnte diese Stelle nur annehmen, sagte er dem Minister, wenn sein Gehalt von 400 auf 600 Taler erhöht würde, denn er hatte damals schon acht Kinder. Der Minister bewilligte die Erhöhung. Am 5. Mai 1832 übernahm Diesterweg die Leitung des Berliner Seminars. Unter schwierigen Bedingungen musste er das Seminar einrichten. Diese Seminarübungsschule wurde bald eine Musteranstalt für ganz Berlin und die Kinder der angesehensten Familien wurden ihr zugeführt.

Wie Pestalozzi hatte er ein Herz für die unteren Volksklassen. Wichtig für ihn war die Stellung des Lehrerstandes zu heben. Spätestens mit der Berufung zum Direktor des Lehrerseminars 1832 nach Berlin war aus dem Pädagogen Adolph Diesterweg ein Sozialreformer

Berliner Erinnerungen aus Bronze und Stein an den Pädagogen Diesterweg von Robert Metzkes. Es steht in der Burgstraße in Berlin-Mitte. Inschrift: Lebe im Ganzen

geworden. 1847 wurde er in den vorläufigen und 1850 in den endgültigen Ruhestand versetzt. In der 1848er Revolution wären bald Diesterwegs Ideen für bessere Staatsverhältnisse durchgekommen. Nun noch zwei Aussprüche von diesem bedeutenden Menschen. Die Freiheit wird einem nicht angeboren, sie wird nicht geschenkt, sie will erarbeitet sein. Der Mensch soll zur Selbstständigkeit im Dienste des Wahren im Guten gebracht werden.

Diesterweg gründete Lehrervereine  und konnte somit auf größere Kreise einwirken. An den tiefgehenden politischen Erregungen jener Zeit beteiligte er sich oft und stand inmitten des Streits zwischen Staat, Kirche

Adolph Diesterweg auf einer Briefmarke der DDR. Erstausgabe 20. März 1990, Auflage 8 Millionen

und Schule. Hierdurch geriet er natürlich in Zwiespalt mit der Behörde. Er bat sie um Niederlegung seines Amtes. Dieses wurde am 23. April 1847 gestattet unter Beibehaltung seiner Bezüge. Aber er sollte seine Tätigkeit nun dem Waisenhaus Pankow widmen. Er sollte aber der jetzigen Behörde weiterhin unterstellt und verbunden bleiben. Ein neues Amt bekäme er zugewiesen, was im Range des alten wäre und man bittet um Zustimmung.  Diesterweg trennte sich nicht gerne von seiner Lehrertätigkeit.

Er aber machte weiter und legte auch unbeirrt seine pädagogischen Interessen dar. 1858 wurde er zum Landtagsabgeordneten in Berlin gewählt. Er stritt in vielen Parlamentsreden gegen den Staatsrat. Doch er konnte es nicht

Dem bedeutenden Pädagogen und ersten Direktor des Moerser Lehrerseminars wurde 1882 ein Denkmal gesetzt. Albert Wolff hat die Büste in Kupfer gegossen

verhindern, dass Ferdinand Stiehl mit drei Erlässen wieder eine Schule der Untertanen etablierte. Trotz Stiehl hatten die vielen Ideen des liberalen Reformers Adolph Diesterweg doch Früchte getragen. Lichtblicke in seinem späteren Leben waren das Fest der Goldenen Hochzeit, sein 75. Geburtstag und die Wiederwahl als Abgeordneter.

Am 27. Juni 1866 starb seine treue Gattin an der Cholera. Er war ihr in ganzer Liebe und Treue zugetan. Ihr Heimgang weihte auch ihn dem Tode. Denn Adolph Diesterweg starb wenige Tage später am 7.7. 1866 auch an der Cholera in Berlin.

Adolph Diesterweg wurde auf dem Kirchfriedhof in Berlin-Schöneberg beigesetzt. Wo die Berliner Lehrerschaft ein Jahr später ein Denkmal für ihn errichteten. Die Grabstätte galt als Ehrengrab des Landes Berlin. Nach ihm wurden viele Schulen, Straßen und Einrichtungen, sogar die Volkssternwarte

Die Büste des in Siegen geborenen Pädagogen ist ein Werk des Bildhauers Friedrich Reusch. Sie wurde 1890 zum 100. Geburtstag von Diesterweg enthüllt. Sie steht neben dem unteren Schloss in Siegen

Adolph Diesterweg in Radebeul, benannt. Die Deutsche Bundespost sowie die Deutsche Post der DDR gaben zum 200. Geburtstag von Diesterweg 1980 eine Sonderbriefmarke heraus. 1882 wurde ihm ein weiteres Denkmal in Moers und 1890 in seiner Vaterstadt Siegen errichtet. Diesterweg war ein bedeutender und sehr geachteter Mensch und zählte zu den einflussreichsten Volksschulmännern des 19. Jahrhunderts.

 

 

 

Quellennachweis:
Friedrich Spangenberg: Adolf Diesterweg
Landschaftsverband Rheinland: Friedrich Adolph Diesterweg (1790-1866) Schulpädagoge
Wikipedia: Adolph Diesterweg
Deutschlandfunk: Großer Reformer des preußischen Volkschulwesens
Aphorismen.de: Sprüche, Zitate und Gedichte von Adolph Diesterweg

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