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Das Gefecht auf der Kalteiche
Die Sonne brannte am 3. Juli 1795 auf die Rödger Kirche und der große Kastanienbaum neben dem Pfarrhaus ließ schon seine Blätter vor Hitze hängen. Scharfen Hufschlag hörte man auf der Straße, die von Siegen über die Rödger
Kalteiche von Wilden aus betrachtet (Juni 2007). Gut sichtbar ist ein Windbruch nach Kyrill (Januar 2007) - Bild: Wikimedia Commons
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Höhe nach Wilnsdorf ging. Der Reiter hielt und band sein Pferd im Schatten des Kastanienbaumes an. Bring mir und meinem Pferd einen kühlen Trunk bat er den Pfarrherr der gerade aus seinem Haus kam. Es war ein Offizier der kaiserlich österreichischen Truppen, die sich auf der Kalteiche bei Wilnsdorf festgesetzt hatten.
Zu den historischen Hintergründen ist zu erwähnen, dass während der Revolution in Frankreich die Regierung entmachtete und eine Volksregierung geschaffen worden war. Preußen war damals Untertan von Österreich. Aus Furcht eines Übergriffes der Revolution auf deutschem Gebiet, wo auch Unruhe herrschte, war ein Söldnerheer aufgestellt worden und Frankreich wurde damit bedroht. Die Franzosen wehrten sich auf ihre Weise und drangen zum Teil weit über
Hier muss sich die Schlacht auf der Kalteiche am 4. Juli 1796 abgespielt haben - Bild: Johannes Neef
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den Rhein auf deutschen Boden vor.
Nach dem Trunk ging er mit dem Pfarrer auf die Straße und zeigte hinab aufs Tal. ,,Wie heißt das Dorf dort unten?" fragte der Österreicher. ,,Das ist Niederdielfen," war die Antwort. ,,Und gerade aus wohin die Kolonnen marschieren da liegt Anzhausen. Aber sind das nicht die Franzosen?" Der Offizier antwortete: ,,Ihr habt recht." Sie gingen hinter einen Baum in Deckung, denn es ertönte Hufschlag und ein zweiter Husar wurde sichtbar. Die beiden ritten dann gemeinsam Richtung Wilnsdorf davon.
“Einen ganz schweren Kampf müssen wir bestehen, wenn wir die Kalteiche halten wollen, denn die Franzosen haben bestimmt die doppelte Anzahl Soldaten für den Angriff. Uns fehlen einfach die Preußen,” sagte der Erste. “Ja,“ meinte der andere, “wenn der alte Haudegen von Potsdam noch lebte, wäre vieles anders und die Franzosen wären nicht über den Rhein gekommen.” Bei den kaiserlichen Truppen auf der Kalteiche (579m) herrschte reges Treiben. Die Truppen
Die Rödger Kirche - Foto: T. Schwarz
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waren aus den umliegenden Dörfern, in denen sie Quartier gemacht hatten und verpflegt werden mussten, nach hier zusammengezogen worden. Nach Wilnsdorf, westlich der Heerstraße, waren Gräben für die Infanterie aufgeworfen worden. Dahinter waren die Batterien aufgestellt. Der Angriff der Franzosen wurde von der Straße Siegen Wilnsdorf erwartet. Im Schutz knorriger Fichten, auf dem höchsten Punkt, stand das Zelt des Feldmarschalls Freiherrn von Kray. Der Feldherr konnte von hier das gesamte nördliche Siegerland überblicken.
Aus der Rödger Richtung waren die beiden Meldereiter eingetroffen und übergaben ihre Berichte. Der französische General Lefebre wäre heute morgen in Siegen auf dem
Der höchste Punkt der Kalteiche. Hier wird wohl das Zelt von Feldmarschall Freiherr von Kray gestanden haben - Bild: BI Erhaltet die Kalteiche e.V.
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Giersberg mit 12000 Mann eingetroffen. Am Fuße des Lindenbergs standen 10 Geschütze, die noch heute durch den Siegener Spanndienst zur Rödger Straße gebracht wurden. Es war aber auch mit einem Angriff aus Richtung Wilnsdorf zu rechnen, denn man sah auf dem Vormarsch französische Truppen über Marienborn, Niederdielfen und Anzhausen ziehen. Es war damals eine unruhige kriegerische Zeit, in der die Französische Revolution (1792 - 1799) und die Revolutionskriege (1792-1802) in vollen Gange waren.
Der Feldherr überprüfte noch einmal seine geringen Streitkräfte und sagte: ,,Wir werden diese Höhe nicht halten können." Er gab den Befehl auf dem östlich der
Die Gemeinde Wilnsdorf mit seinen früher selbstständigen Ortschaften - Bild: Wikimedia Commons
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Heerstraße gelegenen Abhang Richtung Wilgersdorf einen Verhau zu errichten. (Verhau bezeichnete man ein aus sperrigen Teilen bestehendes Hindernis, was für Verteidigungszwecke angelegt wurde). Auch ließen die Österreicher schwere Verschanzungen als Hindernis von der Bevölkerung auf der Kalteiche bauen. Hierzu mussten aus Stadt und Land täglich 600 Mann gestellt werden. Sie waren bei dieser großen Hitze sehr durstig und man gestattete ihnen nicht den Durst an den Quellen zu löschen. Als deshalb viele Leute entwichen, hatte man sie mit Wachen umgeben. Die Bamberger Infanterie musste die Baumstämme in Höhe von einem Meter abhauen und sie dann als Hindernis legen. Aber auch zahlreiche Erdwälle wurden zur Deckung aufgeworfen. Längst war Mitternacht vorbei, ehe die Bamberger ihre Arbeit beendet hatten und zur Ruhe kamen.
Dann kam der 4.Juli 1796 und die Sonne stand strahlend über der Kalteiche. Aber
Auch diese fand man auf der Kalteiche: Rest eines Rennofens mit vorgelagerter Schlackengrube - Foto: Frank Verse
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dichter Nebel deckte die Dörfer in den Tälern zu. Der Nebel wollte nicht weichen, aber plötzlich tauchte der Feind in breiter Front aus dem Nebel auf. Die Österreicher nahmen sofort das Feuer auf und die Franzosen zogen sich in den Schutz des Nebels zurück. Kurz darauf schlugen die französischen Kugeln auf der Höhe ein.
Das Gemetzel ging los und die Österreicher warfen sich dem Feinde noch mal entgegen. Es fielen ganze Reihen im Feuer der Kartätschen dahin. (Kartätsche bezeichnete man ein Artilleriegeschoss mit Schrotladung). Vergeblich rasten auch die Reiterregimente gegen die Franzosen. Vergeblich stachen die Österreicher mit Bajonett und Säbel um sich und schlugen mit dem Kolben und wehrten sich gegen die Landesfeinde. Vergeblich ist alles Blut verflossen und die vielen Toten die am Abend auf dem Schlachtfeld lagen waren glücklicher zu
preisen als die Schwerverletzten, die hilflos im Frühjahr 1797 in den Wäldern der Kalteiche umkamen. Die Soldaten der kaiserlichen Truppen, die dazu noch in der Lage waren, zogen nach Dillenburg ab. Nun begann die große Plünderung der Franzosen rund um die Kalteiche. Man nahm den Menschen, die schon vorher viel gelitten hatten, noch das Letzte weg was sie zum Leben brauchten.
Die Toten waren auch glücklicher zu Preisen als tausende Verletzte, die nicht mehr fähig waren ihren Brüdern zu folgen und nun in die Dörfer und Städte geschafft wurden, wo sie ein viel schrecklicheres Los fanden. Als jene, die durch eine Kugel in Sekundenschnelle für das sinnlose Ziel vom Leben in den Tod geschickt wurden. Von den 2000 verwundeten Österreichern, die nach Siegen geschafft wurden starben in kurzer Zeit durch sehr schlechte Verpflegung 1500 Mann. Sie wurden sang- und klanglos verscharrt, wie man Vieh verscharrt, welches durch eine Seuche dahingerafft worden war.
Vergeblich all das Blut, vergeblich aller Mut und Opferwille bei Soldat und Offizier. Vergeblich dieses grauenvolle Sterben auf den Schlachtfeldern und danach in der Einsamkeit. Der Kaiser verlor fast die Krone und dieses wäre nicht all so schlimm gewesen, aber Deutschland verlor das linke Rheinufer und seine Ehre.
Literaturhinweis: Wikipedia : Kalteiche Wilhelm Dohle : Die Schlacht an der Kalteiche am 4. Juli 1796 Zeppenfelder Heimatblatt : Das Gefecht auf der Kalteiche 1796 Wilnsdorf : Die Schlacht an der Kalteiche und Preußen Vom Lahnhof nach Rodenbach : Kalteiche Hermann Engelbert : Hinterhüttsche Chronik
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