Friedrich Reusch

Friedrich Reusch war ein bekannter Siegerländer

Vor einigen Tagen wurde im ZDF, bei der Sendung Bares für Rares mit Horst Lichter, ein wunderbarer aus Bronze gegossener Bergmann von etwa 80 cm Höhe auf den Bewertungstisch gestellt. Der Anbieter meinte, dass die Figur aus Sachsen stamme. Der Gutachter sagte sofort, dass dieser Bergmann nicht aus Sachsen wäre, sondern aus dem Siegerland. Er war mit Reusch signiert und vor 1900 in Berlin gegossen worden. Der Bergmann in einer Steigeruniform war in einem ganz

Friedrich Reusch im Atelier (Bild aus Wikipedia)

hervorragenden Zustand. Man sah auf jedem Knopf der Jacke das Bergmannssymbol Schlägel und Eisen.

Dieser bedeutende Sohn des Siegerlandes Friedrich Reusch wurde als dritter Sohn des Schreinermeisters Wilhelm Reusch am 5. September 1843 in der Pfuhl - (heute Post -) Straße in Siegen geboren. Bis zum 14. Lebensjahr besuchte er die ev. Volksschule. Nachdem er konfirmiert war arbeitete er sechs Jahre in der Werkstatt seines Vaters. Sonntags ging er in die Fortbildungsschule der Handwerker. Der Unterricht erstreckte sich auf Zeichen, Deutsch und Rechnen. Seine freien Stunden opferte er besonders der Zeichenkunst. Bereits 1862 bekam er als Preis eine Medaillier. Das junge Schreinertalent beschäftigte sich auch mit der Holzschnitzerei. Das in Birnbaum eingearbeitete Flachbild des Fürsten Johann Moritz aus seiner Jugendzeit, soll heute noch vorhanden sein.

Die Arbeit in der Schreinerwerkstatt erfüllten seine Wünsche nicht mehr und es zog ihn immer mehr zur Kunst. August Kiß war auf das künstlerische Talent Friedrich aufmerksam geworden und er riet zum Studium. Sein Vater, der auch die Kunst liebte, hatte große Bedenken wegen dem kostspieligen Studium was er machen wollte. Die Brüder von Friedrich halfen ihm, seinen Vater umzustimmen. Er verließ die Schreinerwerkstatt und siedelte nach Berlin. Dort besuchte er von 1863 bis -67 die

Das von Friedrich Reusch entworfene Jung-Stilling-Denkmal in Hilchenbach vor der ev. Kirche mit dem Brunnen der Stadt (Bild: Stefan Flöper)

Akademie. Bereits 1866 erhielt er einen Geldpreis für eine besondere Arbeit. Professor Albert Wolf beschäftigte ihn in seiner Werkstatt und ließ ihn schon bedeutende Aufgaben erledigen. Das erste selbstständige Werk war, das Jung Stilling Denkmal (1870) für die Stadt Hilchenbach. Danach errang er mit dem Flachbild, Auferstehung des Lazarus einen sehr guten Preis. Dieser ermöglichte ihm einen zweijährigen Aufenthalt in Italien. Die römische und griechische Kunst studierte er hier mit großem Eifer.

In Berlin richtete sich Reusch nach der Rückkehr aus Italien, in der Leipziger Straße, eine Werkstatt ein. Im Laufe der Jahre gingen hervorragende Arbeiten aus dieser Werkstatt. Es war der Triumph des Amors, Marktverkehr, Armut und Handel und Gewerbe um nur einige zu nennen. Im vereinten deutschen Vaterlande waren zahlreiche Sieges- und Kriegsdenkmäler von ihm entstanden. Auch in Siegen entschloss man sich für die Gefallenen ein würdiges Zeichen zu setzen. Am 6. August 1877 wurde das aus Sandstein gemeißelte Bild der Germania enthüllt. Das Haupt war mit Eichenlaub geschmückt. Die Linke hielt das Schwert und die Rechte den Lorbeerkranz. Zu ihren Füßen

Zwei über lebensgroße Standbilder haben ihren Platz an der Siegbrücke in Siegen. Die zwei bronzenen Figuren, Henner und Frieder, Bergmann und Hüttenmann, sind Symbole des Erzbergbaus und der Verhüttung des Erzes im Siegerland (Foto: Bob Ionescu)

lag das zerbrochene französische Kanonenrohr. Friedrich Reusch war schon sehr bekannt und erstellte noch etliche Büsten und Kriegerdenkmäler in ganz Deutschland.

38-jährig folgte er dem Ruf nach Königsberg. Ein ¼ Jahrhundert blieb Friedrich Reusch in der Stadt am Pregel, wo er bald sehr geachtet wurde und von den Studenten schlicht "Der Meister" genannt wurde. Neben seiner Lehrtätigkeit fand Reusch aber immer noch die Zeit, eigene Aufträge zu erfüllen. Die meisten seiner Werke wurden im zweiten Weltkrieg zerstört, doch werden sich alte Königsberger noch gerne an seine Büsten oder Denkmäler erinnern, die man allerorten im öffentlichen Raum fand.

An der königlichen Kunstakademie zu Königsberg wurde Reusch im Juni 1882 Lehrer. Er führte hier die erste Bildhauerklasse ein. Wegen seiner hervorragenden Leistungen wurde er schon im November 1883

Im Innenhof des Unteren Schlosses in Siegen stand das Bismarck-Denkmal, gestaltet von dem in Königsberg lebenden Siegener Professors Reusch. Es wurde im Oktober 1900 eingeweiht und im 2. Weltkrieg eingeschmolzen. Die Aufnahme ist aus dem Jahr 1903 (Bild aus helmut-langenbach.de)

zum Professor ernannt. Seine rege Tätigkeit kam nicht nur der Akademie, sondern auch der Stadt zugute. Er erstellte Büstendenkmäler für Friedrich Wilhelms III. sowie Wilhelms I. Das Bronzestandbild von Herzog Albrechts wurde sogar von Kaiser Wilhelm I. am 4. September 1894 enthüllt. Der Künstler hatte sehr schwere Aufgaben glücklich gelöst.

Neben Königsberg hatte seine Heimatstadt Siegen die meisten Werke des Künstlers bekommen. Für seinen 1889 verstorbenen Vater schuf er ein Grabmal mit großem künstlerischem Wert. Es stellte den Todesengel dar, der in der rechten Hand die Lebensfackel zum löschen brachte und in der linken hatte er ein Büschel Mohn, dass Sinnbild des Schlafes, was auf dem Lindenberg Friedhof aufgestellt wurde. Die Diesterweg-Büste, die zum 100. Geburtstag am 28. Oktober 1890 dem geistreichen Schulmann enthüllt wurde. Das Siegener Reiterstandbild von Kaiser Wilhelm hatte Reusch viel Anerkennung und Lob gebracht. Bis zum 2. Weltkrieg stand es auf dem Marktplatz. Es wurde abgebaut und das Reiterstandbild aus Bronze für Rüstungszwecke eingeschmolzen. Das Reiterstandbild des großen Kaisers, oder das Denkmal des eisernen Kanzlers hatte er mehrmals produziert.

Anlässlich einer Industrieausstellung erhielt 1904 die Siegbrücke in Siegen einen ganz besonderen Schmuck durch den Bergmann

Siegerländer Bergmann, Bronze auf Marmorsockel, Höhe ca. 63 cm. Am Sockel signiert: F. Reusch, 1893 -1843 Siegen - 1843 Girgenti (Bild aus helmut-langenbach.de)

und den Hüttenmann, die vortrefflich die Hauptberufe des Siegerlandes verkörperten. Professor Friedrich Reusch hatte lange nach geeigneten Modellen hierfür gesucht. Im Sieghütter Hammerwerk fand er schließlich den Hüttenmann, es war der dreißigjährige Friedrich Bingener aus Dreis - Tiefenbach. Für den Bergmann stand ihm Philipp Hüttenhain aus Seelbach Modell.

Diese Skulpturen aus Bronzeguss stellten einen Bergmann „Henner“ und einen Hüttenmann „Frieder“ dar. Die beiden überlebensgroßen, von der Berliner Gießerei Schäffer & Walker gegossenen Bronzefiguren, wurden von Reusch für die Industrie und Gewerbeausstellung 1902 geschaffen. Auf der Ausstellung bildeten die beiden Statuen den Mittelpunkt der Präsentation der dort vertretenen Siegerländer Unternehmen. Anschließend gingen Henner und Frieder durch eine auf Initiative des Berg- und Hüttenmännischen Vereins ermöglichte Schenkung in den Besitz der Stadt Siegen über.

Reusch verstand es, die Menschen ausgezeichnet in Stein und Bronze, angeregt durch die Kunstwerke der alten Griechen, herzustellen. Künsteleien waren ihm Zuwider. Bei den Bildern verfolgte er auch die Werke anderer Meister, er hatte Werke geschaffen die einen dauerhaften Wert besaßen. Friedrich Reusch bekam viele hohe Auszeichnungen wegen seiner künstlerischen Tätigkeit. Der König verlieh ihm den Kronenorden sowie den roten Adlerorden. Die Uni Königsberg ernannte ihn 1902 zum Ehrendoktor. Der Dekan Professor Dr. Roßbach schrieb, wir wollen nicht nur seine hervorragenden Werke ehren, sondern auch den geistigen Meister dieser Werke. Solange die Uni

Reiterdenkmal Kaiser Wilhelm I. in Münster, enthüllt 1897, von Bildhauer Friedrich Reusch - leider zerstört

besteht wird der hervorgegangene Schmuck an die Tätigkeiten von Friedrich Reusch erinnern. 

Trotz aller Verehrungen und Erfolge ist der gottbegnadete Künstler seiner Vaterstadt treu geblieben und hatte sie stets verehrt. An der Stätte wo er die Jugendjahre verbracht hatte, hing er mit ganzem Herzen. Jährlich zog es ihn vom Ostseestrand in die waldbedeckten Höhen seiner Heimat das Siegerland. Hier erlebte er immer wunderbare Tage im Kreise seiner Verwandten und Freunde. Friedrich Reusch war nicht verheiratet aber seine Haushälterin Rosa begleitete ihn das ganze Leben. 1906 im Sommer war er zum letzten Mal in Siegen. Seine Erfolge im Kaiserreich war es mit zu verdanken, dass er mit vielen Werken die er schuf, das Nationalgefühl der Deutschen angesprochen hatte.

Um neue Kraft zu sammeln reiste er im September 1906 noch mal nach Italien. Seinem kranken, durch Überanstrengung geschwächten Körper, wollte er eine Erholung gönnen. Er freute sich noch einmal in das gelobte Land zu reisen um alte Erinnerungen aufzufrischen. Er hielt sich längere Zeit in Rom auf und reiste von hier über Neapel nach Sizilien. Hier hatte er sich die heimtückische Krankheit Ruhr geholt. Am 15. Oktober starb der wunderbare Mensch Friedrich Reusch. Die Auferstehungstage in heimatlichher Erde zu erleben war sein letzter Wunsch. Unter großer Beteiligung der Siegener

Grabmal von Prof. Friedrich Reusch auf dem Lindenbergfriedhof seines Geburtsortes Siegen (Bild aus Wikimedia, Urheber Anntheres)

Bevölkerung, Freunde und Verehrer wurde seine irdische Hülle am 23. Oktober 1906 auf dem Lindenberg Friedhof in Siegen beigesetzt.  

 

 

 

 

 

 

Literaturnachweis:
Helmut Langenbach: Friedrich Johann Reusch
Heinrich Schnutz: Friedrich Reusch
Wikiwand: Henner und Frieder
Wikipedia: Friedrich Reusch
Wissen48.net: Der Meister aus Siegen

 

 

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