Familie Weiss

Vom Handwerksbetrieb Weiss zum Weltmarktführer der SMS Gruppe

Im Jahre 1864 ließ sich der Wandergeselle Carl Eberhard Weiss in Siegen nieder und fand bei Oechelhäuser eine Beschäftigung als Maschinenschlosser. Er hatte das Schmiedehandwerk erlernt und war zuvor auf der Walz nicht nur in Deutschland, sondern auch in Frankreich und Österreich - Ungarn. Als Sohn des Weingärtners Johann Friedrich Weiss wurde er am 21. Februar 1841 zu Untertürkheim in Württemberg geboren.

Unmittelbar nach Ende des Deutsch- Französischen Krieges im Jahre 1871 gründete er in Siegen einen kleinen Handwerksbetrieb mit zwei bis drei Mitarbeitern. Mit der Produktion richtete er sich nach den Bedürfnissen

Luftbild der SMS Siemag AG in Dahlbruch aus dem Jahr 2003

der einheimischen Industrie. In der Hauptsache wurden verschiedene Karren für Ziegelfabriken, den Bergbau und Steinbrüche hergestellt. Die Rezession verkraftete der Betrieb und die Produktion wurde durch Grubeneinrichtungen und Handwerkzeuge erweitert. Die Belegschaft war in der Zwischenzeit auf 30 Mitarbeiter angestiegen. Der Betrieb wurde von Carl Eberhard Weiss sparsam geführt. So besuchte er sonntags die Gruben und holte seine Aufträge rein. Auch seine heranwachsenden Kinder mussten schon die Post in der näheren Umgebung verteilen, um Porto zu sparen. Sie verrichteten auch Hilfsarbeiten im Büro.

Die beiden Söhne, Carl 1872 geb. und Ernst Heinrich 1876 geb. gingen zunächst in den väterlichen Betrieb und lernten das Handwerk ihres Vaters. Ein Schmied war zu jener Zeit im Siegerland eine sehr angesehene Person. Carl besuchte danach die Maschinenbauschule in Köln sowie die TH zu Stuttgart. Ernst Heinrich machte eine kaufmännische Lehre in Düsseldorf und vervollständigte sein Wissen in Belgien, Frankreich und England. Nachdem Carl weitere Maschinenfabriken

Carl Eberhard Weiss gründete 1871 den Handwerksbetrieb Weiss
 - 1841 bis 1904

kennen gelernt hatte, kehrte auch er 1896 in den Familienbetrieb zurück, der nun um die 40 Beschäftigte hatte.

Die Produktion umfasste immer noch Hämmer, Fäustel und Hacken, die sich sehr gut verkauften, da es  handgeschmiedete Ware war. Aber auch Knüppel-, Kessel-, Kipp- und Seilbahnwagen sowie Seilbahnkästen gehörten dazu. Nach der Gründung war die Firma Weiss kaum beachtet worden. Aber bei ihrem 25-jährigen Firmenjubiläum hatte sie schon Kunden in ganz Deutschland. Denn mit ihrem Dampfhammer brachten sie hervorragende Schmiedestücke auf den Markt sowie Kolbenstangen, Exzenter, Pleuel, Spindeln, Kurbelwellen usw.. Auch Gichtwagen, Förderwagen und Hochofengetriebe wurden hergestellt. Selbst vom Ausland kamen schon Bestellungen. Buderus, Mannesmann, Krupp und Thyssen waren deutsche Abnehmer mit einem bedeutenden Ruf. 

Die Weisses beschlossen ein eigenes Hammerwerk zu gründen. Das Werk ging am 19. September 1900 mit Namen ‘’Siegener Stanz- und Hammerwerk GmbH’’ in Betrieb. Beteiligt waren an der Gründung mehrere Personen, aber Carl Eberhard Weiss hatte mit 90.000 M den größten Anteil. Mit dabei waren aus Dahlbruch, Kommerzienrat Ernst Klein und Direktor August Klein mit je 10.000 M. Produziert wurden u. a. Kupplungen, Zuganker und Stangenpuffer für die Staatsbahn. Später kamen noch Weichenteile hinzu. Aber auch für den Maschinenbau wurden Teile gefertigt. Das Stanz- und Hammerwerk wurde im Todesjahr des Firmengründers 1904 um einen weiteren Hammer vergrößert.

Anzeige aus dem Jahre 1890

Im Jahre 1904 erschien bei Familie Weiss der Freund Gustav Leining aus Siegen, der in China Bergwerksdirektor war. Er sollte einen Auftrag über 40 Waggons nach England bringen, bot dieses aber Weisses an. Die packten nach reiflicher Überlegung zu und begannen schnellstmöglich die Waggons am Kirchweg zu bauen. Für den Kohletransport waren die Waggons bestimmt und fassten 60 cbm. Größe und Konstruktion waren in Deutschland noch unbekannt. Die Wagen wurden wegen fehlendem Gleisanschluss im zerlegten Zustand nach Hamburg geliefert, dort montiert und nach China verschifft.

Nachdem ein Auftrag von 20 weiteren Waggons folgte, wollte die Firma Weiss eine Waggonbau - Werkstatt errichten. 1905 erwarb man in Dreis-Tiefenbach Grundstücke für den Fabrikbau. Das Areal lag unmittelbar an der im Bau befindlichen Bahnlinie Weidenau Deuz. Mit ein Grund für den Standort Dreis-Tiefenbach war, dass die Löhne hier niedriger waren als in Siegen oder Weidenau. Im Jahr der Fertigstellung der Hallen kamen die ersten Aufträge und das Geschäft lief hervorragend. Man hatte in der Zwischenzeit 75 Mitarbeiter und wandelte die Firma in ein selbständiges Unternehmen um. Die Firma hieß ab 20. Januar 1908 ’’Siegener Eisenbahnbedarf AG’’. 

Die nun auftretende Rezession der deutschen Wirtschaft bekam auch das Unternehmen sehr zu spüren. Wenn auch im Geschäftsjahr 1909/10 der Umsatz wieder um 40% stieg, konnten die Kosten nicht gedeckt werden. In diesem Geschäftsjahr wurden 363 Waggons gebaut. Hiervon gingen 20 Waggons nach China, 50 in die holländischen Kolonien und 20 Kesselwagen wurden auf Vorrat gebaut. 1910 gab es eine Fusion der drei Werke Weiss.  282 Arbeiter mit einem durchschnittlichen Monatseinkommen von 110 Mark wurden

Auszug aus dem Marktprogramm für den Bergbau

beschäftigt.

Bis zu Kriegsbeginn blühte die deutsche Wirtschaft. Im Jahre 1916 wurde die Firma Oechelhäuser erworben, in der der Firmengründer als junger Mann gearbeitet hatte. Auch in den Kriegsjahren 1914/18 ging die Produktion durch technische Verbesserungen bei Weisses nicht zurück, obwohl 200 Mitarbeiter zur Waffe gerufen wurden. Sie wurden zum Teil durch Frauen und Kriegsgefangene ersetzt. Das Unternehmen wurde auch in die Rüstungsindustrie einbezogen. Ein ihnen bekannter Hauptmann schlägt den Weisses vor, Granatzünder herzustellen. Da für diese feinen Arbeiten in den eigenen Betrieben die Voraussetzungen fehlten, suchte man nach einer anderen Fertigungsstätte. Die Maschinenfabrik Hoffmann Eiserfeld schien geeignet. Die Weisses einigten sich mit ihnen, erwarben die  Aktien, welche nicht mehr in Hoffmanns Besitz waren und man begann mit der  Zünderfabrikation.

Auf einer Generalversammlung der Firma Weiss am 20. Oktober 1917 wurde das Aktienkapital um 550.000 auf 2,3 Mill. Mark erhöht. Um die Energieversorgung zu sichern, wurde mit den freigewordenen Mitteln die Eisenhütte der Gewerkschaft Käfernburg zu Nassau an der Lahn erworben.

Die Belegschaft umfasste 1918 im Stanz- und Hammerwerk 116, in Dreis- Tiefenbach 451 und in Nassau 210 Beschäftigte. Erzeugt wurden 1918 im Stanz- und Hammerwerk 2.160 t, im Presswerk 6.150 t, in Dreis-Tiefenbach 462 Güterwagen und in Nassau 544 Güterwagen und 783 t Schrauben. Gegen Ende des ersten Weltkrieges ging die Firma “Siegener Eisenbahnbedarf AG” in den Besitz der Charlottenhütte über.

Mit dem Geschäftsjahr 1918/19 begann für die Firmengruppe Weiss ein neuer Abschnitt. Mit den Firmen Oechelhäuser, Carl Weiss und Hoffmann wurde die neue Firma ’’Siegener Maschinenbau AG’’ (Siemag) gegründet. Es gab bittere Nachkriegsjahre in Deutschland mit einer sehr großen lang anhaltenden Arbeitslosigkeit. Dazu kam noch die galoppierende Inflation, die die deutsche Wirtschaft fast zum Erliegen brachte. Viele Gruben und Fabriken wurden in dieser Zeit auch im Siegerland geschlossen bzw. wechselten den Besitzer.

Am 1. Juli 1927 wurde die weltweit bekannte “Maschinenbau AG vorm. Gebr. Klein in Dahlbruch” erworben und in das ’’Siegener Maschinenbau AG’’ Unternehmen der Weisses eingegliedert. Zuvor war ein Machtkampf um den Erwerb von Kleins vorausgegangen. Von einem Gesellschafter hatte die Demag Aktien erworben und wollte die störende Konkurrenz völlig erwerben und das Werk schließen. Dieses haben Weisses unter Mithilfe von Friedrich Flick glücklicherweise verhindert. Flick hat sich seinerzeit große Sorgen um die Siegerländer Arbeitsplätze gemacht. Damit war die Siemag im Siegerland nicht nur das größte, sondern auch das bedeutendste Unternehmen auf dem Gebiet der Weiterverarbeitung. Die Siemag bestand nun aus den fünf

Prospekt mit Fertigungsprogramm

folgenden Betrieben mit ihrer Fertigung. 1.  Klein Dahlbruch: Walzwerksanlagen, Blechbearbeitungsmaschinen, Laufkrane, 2. Oechelhäuser Siegen: Kolben- und Gasmaschinen, Kompressoren, Dieselmotoren. 3. Weiss Siegen: Bergwerkseinrichtungen, Drehscheiben.  4. Gießerei Buschhütten: Grauguss, Metallguss. 5. Abteilung Eiserfeld: Ketten und Fahrräder. 

Die Weisses, bis dahin unerfahren im Bau und Vertrieb von Walzwerksanlagen, waren gut beraten und hielten an dem fachkundigen Arbeitsstamm und dem Know - how der Dahlbucher Ingenieure fest. Das Dahlbrucher Werk wurde sehr schnell zur tragenden Säule und zum Mittelpunkt der Unternehmer Weiss.

Es folgten sehr schwere Jahre für das Unternehmen. Für das Dahlbrucher Werk waren Aufträge aus Russland, die hier einen hohen Stellenwert hatten, von großer Bedeutung. Am 31. Dezember 1931 wurden vorsorglich alle Belegschaftsmitglieder vorübergehend entlassen. Im Jahre 1932/33 war der Tiefstand erreicht. Die Betriebe Oechelhäuser sowie Weiss in Siegen wurden geschlossen. Die noch erteilten Aufträge führte das Dahlbrucher Unternehmen durch, welches wieder etliche Mitarbeiter eingestellt hatte. Im Werk Eiserfeld wurde die Fahrradproduktion mit der Marke ,,INGO’’ eingestellt, fortgeführt wurde nur die Kettenfertigung mit weniger als 100 Mann.

Bis 1933 wurden in Eiserfeld Fahrräder mit dem Markennamen “INGO” gebaut

Danach ging es langsam wieder aufwärts und man hatte bald wieder eine Vollbeschäftigung. Es wurden sogar Facharbeiter gesucht.

Eine Referenzliste aus den 30er Jahren der Siemag, Abt. Klein Dahlbruch, zeigt eine breitgefächerte Adressenliste. Unter anderem wurden bis dahin folgende Anlagen verkauft. 28 Träger-, Knüppel-, Trio-, Platinen- bzw. Schienenwalzwerke, 35 Brammen- und Blockwalzwerke, 70 Blechwalzwerke, 97 Duo- und Mehrwalzenkaltwalzwerke und 135 Bandeisen-, Feineisen- bzw. Drahtwalzwerke. Für einen Fachmann eine Vielfalt an Referenz. Alleine nach Russland gingen 70 dieser Großobjekte. Damit ist Kleins offenbar ein erheblicher Anteil an der Großindustrialisierung des mächtigen Russlands bzw. der UDSSR zugefallen. So ist zu Beginn des dritten Reiches noch ein großes Quarto-Kaltwalzwerk an die Firma Roter Oktober nach Stalingrad geliefert und montiert worden. Knapp ein Jahrzehnt später stand diese Anlage in den grauenvollsten Kämpfen des zweiten Weltkrieges, es war die Schlacht um Stalingrad.         

Nach dem Tod von Ernst Heinrich Weiss im Jahre 1932 wurden von den Aktionären verschiedene Gespräche geführt, um die Besitzverhältnisse so zweckmäßig wie möglich zu gestalten. Alle Überlegungen scheiterten, da man den Zusammenschluss der Unternehmen Weiss (Siemag), der sich sehr gut bewährt hatte, nicht auflösen wollte. So machte Carl Weiss 1933 Bernhard Weiss (geb. am 26 März 1904) ein Angebot auf sukzessiv Erwerb der Aktien seines Stammes. Bernhard Weiss hatte bereits nach dem Tod seines Vaters Ernst Heinrich die Aktien von seinen beiden

Bernhard Weiss verkörperte die dritte Generation der Unternehmerfamilie
1904 bis 1973

Schwestern erworben und so seinen Anteil vergrößert. Die Übernahmeder Aktien der Familie Carl Weiss sollte schrittweise erfolgen wobei Friedrich Flick bereit war, die Zwischenfinanzierung zu übernehmen. Diese Transaktion war 1941 abgeschlossen und Bernhard Weiss war alleiniger Inhaber aller Aktien der Siemag Siegener Maschinenbau AG.

Carl Weiss und dessen fünf Söhne erhielten im Gegenzug unter anderem noch den gesamten Haus- und Grundbesitz der Siemag, die Grundstücke und Gebäude der Firma Carl Eberhard Weiss im Siegener Stadtgebiet sowie den Aktienbesitz der anderen Unternehmen. 

1934 gelang es Bernhard Weiss einen sehr umkämpften Auftrag in Moskau zu sichern. Es war eine Drahtstraße für Magnitostroi noch dem neuesten Stand der Technik. Der Auftrag war sehr wichtig, denn er sicherte das Unternehmen und seine Arbeitsplätze. Die Drahtstraße lief hervorragend und war von 1936 bis 1992 in Betrieb. Ein Gerüst aus dieser Straße steht heute auf dem Bernhard-Weiss-Platz in Dahlbruch als Industriedenkmal. 

Das Dahlbrucher Werk erhielt viele Aufträge für den Aufbau der vereinigten Stahlwerke in Salzgitter. So wurden die Engpässe überwunden.  In den Kriegsjahren 1939/45 beschäftigte das Dahlbrucher Werk viele Frauen. Aber auch 60 französische Kriegsgefangene sowie 150 ukrainische Zivilarbeiter füllten zum Teil die Lücken auf, die durch die zum Wehrdienst eingezogenen Männer entstanden waren.

Bereits einen Monat nach der Kapitulation vom 8. Mai 1945 durfte in Dahlbruch mit der Produktion wieder begonnen werden. Der Grund war, die Herstellung von Ersatzteilen für die Eisenbahn und den Bergbau, die für die Wirtschaft in Deutschland sehr wichtig waren. Es machte sich nun bemerkbar, dass man in den Kriegsjahren, wenn auch mit großen Mühen, die zivile Produktion nicht vernachlässigt hatte. Wie überall in Deutschland so war auch die Belegschaft bis hin zur Firmenleitung der Siemag, in der unmittelbaren Nachkriegszeit, durch die Säuberungspolitik der Alliierten betroffen.

Im Dezember 1946 starb Carl Weiss sen., nachdem sein Bruder Ernst Heinrich bereits 1932 verstorben war. Es war die zweite Generation im Unternehmen Weiss, die sich im Siegerland große Verdienste erworben hatten. Sie hatten u. a. den Waggonbau ins Siegerland geholt und die Eisenverarbeitung bis zum Spezialprodukt vorangetrieben. Sie waren immer bemüht die Produktion weiter zu entwickeln, damit das abgelegene Siegerland wettbewerbsfähig blieb.

Trotz großer Bemühungen kam die Fertigung in Eiserfeld nicht zum Laufen. Obwohl man 1947 Vorbereitungen getroffen hatte, in Eiserfeld Schreibmaschinen herzustellen. Der eigentliche Durchbruch kam erst nach der Währungsreform vom 21. Juni 1948, obwohl man Abwertungsverluste von 6,27 Mill. Mark hinnehmen musste. 1950 lag der Umsatz in Dahlbruch bei 12.162.000 DM und in Eiserfeld bei 7.673.000 DM. An Schreibmaschinen lieferte Eiserfeld in diesem Jahr 11.990 Stück und die Gießerei Buschhütten produzierte 4.971 t. Guss. 823 Beschäftigte hatte Dahlbruch am 31.12. 1950, Buschhütten 193 und Eiserfeld 1.295.

Anno 1950 wurde die Firma Heider & Co in Netphen gekauft. Die Abteilungen Kran- und Bergbau wurden von Dahlbruch nach Netphen verlagert. Für den Walzwerksbau wurden von 1954 bis 1959 Lizenzverträge mit Amerikanischen Firmen abgeschlossen. Und zwar mit Morgan (Morgoil Lager), Morgan (Drahtstraßen) und mit United (Warm- und Kaltwalzwerke). Ein Vertriebsbüro wurde in der Berliner Allee 1959 in Düsseldorf eingerichtet, da hier fast alle anderen deutschen Walzwerksbauer zu Hause waren. Mit der Fertigung von Kunststoffverarbeitungsmaschinen begann man 1968. Im Jahre 1969 wurden die Feinmechanischen Werke Eiserfeld an Phillips verkauft. 

Im Jahre 1971 wurde Heinrich Weiss, der

Die SIEMAG in Netphen 1970

am 05.06.1943 in Berlin geboren wurde, Vorsitzender der Geschäftsführung der Siemag. Er verkörperte die vierte Generation. Sein Vater Bernhard Weiss wurde Vorsitzender im Aufsichtsrat.

Am 11. Januar 1973 starb ganz plötzlich Bernhard Weiss in Dahlbruch im Alter von 68 Jahren. Er war die dritte Generation in dem Unternehmen Weiss und dem Siegerland treu verbunden. Alle seine Entscheidungen hatte er immer, wenn eben möglich für diese Region und damit für diese Menschen getroffen. Er wird durch den Bernhard-Weiss-Platz in Dahlbruch, die Bernhard-Weiss-Klinik in Kreuztal und den Bernhard-Weiss-Saal der IHK in Siegen in Erinnerung bleiben. Er hatte zahlreiche ehrenamtliche Spitzenfunktionen bekleidet, nicht nur als Präsident der IHK Siegen, sondern auch in NRW in deutschen und internationalen Wirtschaftsfunktionen. In der Walzwerksindustrie Europas wurde er zur zentralen Persönlichkeit mit großem Ansehen. Bernhard Weiss lebte in keiner friedlichen Zeit. Er war ein vorausschauender Unternehmer, voller Dynamik, Tatkraft und Ideenreichtum mit sehr hohen menschlichen Qualitäten.

Von großer Bedeutung für das weitere weltweite Wachstum der Siemag war der Kontakt zur Gutehoffnungshütte. Es kam zur Kooperation mit Schloemann, die 1973 mit einer Fusion der Gesellschaften Schloemann und Siemag abgeschlossen wurde. Bei paritätischem Stimmrecht hatte der GHH-AV 51% und die Familie Weiss 49%. Diese Fusion kam der Dahlbrucher Werkstatt auch zu Gute, da Schloemann keine eigene Fertigungsstätte hatte. Es sollte nicht unerwähnt bleiben, dass Bernhard Weiss bereits in den bitteren 30er Jahre Gespräche mit Schloemann geführt hatte mit dem Ziel, dass bald Siemag Monteure die Anlagen von Schloemann in der Welt montierten. Im Jahre 1974 wurde Heinrich Weiss Vorstandsvorsitzender der Schloemann Siemag AG.

Es wäre zu viel, alle Lizenzverträge und Übernahmen von den einzelnen Firmen aufzuzählen. Aus diesem Grunde werden nur einige wichtige Ereignisse aufgelistet. 1977 wurde die Maschinenfabrik Battenfeld  erworben und bis 1982 ausgebaut. 1979 wurde die Kapitalmehrheit an Sutton Engineering in Pittsburgh USA übernommen. Anno 1981 wurde die Maschinenfabrik Hasenclever Düsseldorf erworben. 1983 wurde der SMS Pressenbau in die Maschinenfabrik Hasenclever eingegliedert. Im Jahre 1984 wurde das neue,  große und modern eingerichtete Bürogebäude auf dem früheren Gelände der GHH in Düsseldorf bezogen.

Seit 1980 expandierte das Unternehmen enorm, gründete Auslandsniederlassungen und Vertretungen nicht nur in Europa, sondern auch in Russland, China, Indien, Afrika, Nord- und Südamerika, um zukünftig allen Herausforderungen auch weiterhin erfolgreich zu begegnen. 1990 wurde die SMS AG als geschäftsführende Holding gegründet. Leider wurde im Jahre 1995 die Gießerei in Buschhütten geschlossen.

1999 gab es eine Fusion mit Mannesmann Demag Metallurgie zur SMS Demag AG. Im Jahre 2000 wurden die Geschäftsbereiche von Rohr- und Kupferanlagen und 2001 der Bereich Profilwalzwerke der Maschinenfabrik Meer zur SMS Meer in die SMS Gruppe integriert. Die Maschinenfabriken von Battenfeld wurden 2007 verkauft.

Ende 2007 wurde das letzte Aktienpaket von MAN übernommen, somit ist die SMS group komplett im Besitz der Weisses. Die gute Konjunktur und der fünfjährige Verzicht der Gesellschafter auf Dividende ermöglichten die Übernahme der Aktien von MAN. Dr. Heinrich Weiss, dem 2001 die Ehrendoktorwürde durch die RWTH Aachen verliehen wurde, hat 50% der Anteile und seine beiden älteren Schwestern je 25%. 1980 hatte Heinrich von seiner dritten Schwester 25% erworben. Was für ein unglaublicher Werdegang der Familien Weiss. Vom ganz kleinen Handwerksbetrieb anno 1871 bis zum  Weltmarktführer auf dem Gebiet des Walzwerkbaues.

Auch die vierte Generation hat mit Dr. Heinrich Weiss wieder einen ganz hervorragenden, agilen Manager,  der in sieben Aufsichtsräten sitzt und immer weltweite Verbindungen pflegt. Die Gesellschafter sind noch im Geiste des Vaters erzogen worden und stehen zu dem Unternehmen. Sie haben das Siegerland noch nicht vergessen und investieren noch tüchtig in die SMS Demag AG  in Dahlbruch.

Im Jahre 2008 hatte die  SMS Gruppe einen Auftragseingang von 5.300 Mill. Euro. Der Jahresumsatz 2007 betrug 2.937 Mill. Euro. Das

Dr. Heinrich Weiss - Vorsitzender der Geschäftsführung der SMS Group

Eigenkapital der SMS group betrug 486 Mill. Euro. 8.810 Personen waren weltweit im Dezember 2008 beschäftigt. Etwa 90% des Geschäftes macht der Konzern im Ausland. Die SMS GmbH ist für die strategische Planung und Kontrolle der Unternehmensgruppe, die heute auf allen Kontinenten agieren, verantwortlich.

In dem Unternehmen hat im März 2009 ein bedeutender Namenswechsel stattgefunden. Der Name SMS Demag AG wird nun weltweit durch den neuen Namen SMS Siemag AG ersetzt. Alle Aktivitäten werden unter dem neuen Namen uneingeschränkt weiter ausgeführt. Der Name Siemag entstand bereits 1918 als Weisses die Firmen Oechelhäuser, Carl Weiss und Hoffmann zusammen legten und der neuen Firma den Namen Siegener Maschinenbau AG (Siemag) gaben.    

Der SMS Konzern ist heute in der Hand der Familie Weiss und absoluter Weltmarktführer bei der Planung und dem Bau von Hütten- und Walzwerken.

 

 

 

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