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Die aus der vorchristlichen Zeit stammende Eisenstraße
Straßen gleich welcher Art hatten in den vergangenen Jahrhunderten für ein Landschaftsgebiet die gleiche Bedeutung wie die Blutbahnen für den menschlichen Körper. Je mehr da waren, desto kräftiger war das Leben im Körper wie auch in der Landschaft. Was von den Medien längst übernommen war, wurde einst über die alten Hohlwege und Straßen, die Kulturnarben der Vergangenheit vermittelt und verbreitet. Deswegen wurden die alten Straßen auch die Lebensadern einer Region genannt.
Die Eisenstraße war eine uralte Handelsstraße und verlief überwiegend auf dem Mittelgebirgskamm des
Die Eisenstraße bei Hainchen
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Rothaargebirges. Über sie wurde bis ins Hochmittelalter Eisenhandel abgewickelt und deswegen hatte sie zu Recht den Namen Eisenstraße. Es wurden überwiegend Erze und Roheisen bis hin zu fertigen Produkten wie Waffen, Messer, Sensen, Sicheln, Helme, Harnische und ähnlichem über sie befördert. Die Waldschmieden im Siegerland und im oberen Dill- und Diezholztal fertigten einst diese Produkte. Dieser uralte Handelsweg wurde schon seit vorgeschichtlicher Zeit von den Kelten und Germanen genutzt, denn sie kannten schon Rad und Wagen. Dies bezeugen einige bis 2.500 Jahre alte Wallanlagen in ihrer Nähe. Eine davon war die gut erhaltene Alte Burg, die von dem Forsthaus Hohenroth zu erreichen war. Im Hochmittelalter war sie auch ein Teilstück der bedeuteten Leipzig-Kölner-Messestraße. Sie wurde auch Brabanten Straße genannt, weil sie bis
Die Eisenstraße im Winter in der Nähe von Hohenroth
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nach Antwerpen führte.
In frühgeschichtlicher Zeit hatte sie bestimmt als Heeresstraße eine gewisse Bedeutung. Der Historiker Dr. Hermann Böttger glaubte, dass sie in der Wallburgenzeit bittere Kämpfe um den Besitz des Landes erlebt hätte. Auch in der fränkischen Zeit musste dieser uralte Weg Sicherungsaufgaben übernehmen. Im 13. Jahrhundert war sie für die Nassauischen Landesherren eine Verbindung zwischen den Burgen Dillenburg und Ginsburg. Lang anhaltende Grenzstreitigkeiten zwischen Wittgenstein und Nassau hatte die Straße im 14. Jahrhundert erlebt. Den Namen Eisenstraße führte sie aber erst offiziell seit dem 18. Jahrhundert, weil auf ihr die Hüttenwerke aus Hessen Eisen nach Wittgenstein und ins Sauerland brachten. Die Bezeichnung ,,hoe weg,, bzw. ,,hooweg,, trug sie vor dem 15. Jahrhundert und im 16. Jahrhundert hieß sie ,,Lannstraße,,. Der hooweg war seinerzeit der Hohe Weg der
Das Forsthaus Hohenroth an der Eisenstraße
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über Bergeshöhen ging. Vor geraumer Zeit waren die hochliegenden Berge und Wasserscheiden bei uns wegen ihres humusarmen Bodens waldarm. Von den ersten Siedlern weidete hier das Vieh, was durch Verbiss ein Aufkommen von dichtem Unterholz untersagte. Ohne Zutun der Menschen entwickelten sich im Laufe der Jahrhunderte aus diesen Viehtriften zusammenhängende Naturwege so wie unsere beschriebene Straße.
Auch als Kohlenstraße wurde sie zum Teil benutzt. Unzählige Karren Holzkohle wurden seinerzeit im Siegerland benötigt. So karrte man nicht nur aus dem Wittgensteiner, sondern auch aus dem Dillenburger Land Holzkohle ins Siegerland. Es wurden alleine zu Glanzzeiten jährlich bald 5.000 Karren Holzkohle aus dem Wittgensteiner nach den Hämmern und Hütten ins Rothenbach- und Ferndorftal gekarrt. Daher auch der Name Kohlenstraße. Es müssen nur einachsige
Das Dörfchen Großenbach bei der Siegquelle mit etwa 50 Einwohnern (1960)
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Karren mit mächtigen Rädern von über 1,7 m Durchmesser gewesen sein. Denn es wurden Stellen gefunden, die bis zu 80 cm tief eingefurcht waren.
Der Weg verlief, wie damals fast alle Verkehrsadern, auf dem Bergkamm oder hangparallel, weil die Täler meist versumpft waren und man steile Anstiege vermeiden wollte. Als Zugtiere wurden überwiegend Ochsen und Pferde genommen. Die Eisenstraße lief bei uns auf ländlichem Gebiet durch die Städte Hilchenbach, Bad Laasphe und Netphen. Sie führte an den Quellen der Flüsse Eder, Sieg und Lahn vorbei und war ein Teil der Rhein-Weser-Wasserscheide. Da diese Straße mehr als 600 Meter über dem Meeresspiegel lag und in Abgelegenheit der Wälder, war ein raues Klima vorzufinden. Die höchste Erhebung
Die Siegquelle im Jahr 2011. Die Sieg mündet nach 155 km in den Rhein
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hatte sie auf dem Jagdberg bei Netphen mit über 670 Metern. Es darf nicht unerwähnt bleiben, dass auch andere Straßen dieser Art in Deutschland und Österreich den Namen Eisenstraße tragen.
Ihre wichtige Verkehrsbedeutung von einst konnte die Straße nicht mit in die Neuzeit nehmen. Deswegen wurde sie nicht gut ausgebaut, für den Schwerverkehr gesperrt und die Geschwindigkeit auf 40km/h beschränkt.
Dieser alte Handelsweg, der heute auch zum Teil als Rothaarsteig genutzt wurde und zu den beliebtesten Wanderstrecken Deutschlands zählte, führte durch die kleine Ortschaft Lahnhof. Erstmals wurde sie auf einer Urkunde vom 28. März 1333 mit der Bezeichnung Lonebach erwähnt. Um 1807 wurde der Lahnhof nach Nenkersdorf eingemeindet. Im Jahre 1818 hatte die
Der Lahnhof um 1810 (nach einem Stich von Christian Reinemann)
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Domäne Lahnhof 12 Einwohner. Heute ist der Lahnhof mit seinen zwei Gasthöfen ein beliebtes Etappenziel von Hunderten von Wanderern im Jahre. Aber auch in früheren Jahren war er schon beliebt. So sollte der Heidedichter Hermann Löns im Jahre 1906 den Lahnhof zweimal besucht haben um einen Auerhahn zu erlegen, was ihm aber nicht vergönnt war.
Der Heimatforscher Otto Krasa schrieb, dass der Lahnhof bereits im 8. und 9. Jahrhundert, in der Karolinger Zeit, schon eine gewisse Bedeutung gehabt habe. Hier sollte an dieser wichtigen Fernverbindungsstraße ein großer fränkischer Gutshof mit Verpflegungsstation gestanden haben.
Die Postzustellung für den Lahnhof war in früheren Zeiten nicht immer einfach. Der Briefträger musste täglich von Walpersdorf mit der Post zum Lahnhof laufen. Da der Bote auch noch weitere Dörfer zu versorgen hatte war es nicht verwunderlich, dass mancher Brief erst abends den Empfänger erreichte. Im Winter, wenn hoch Schnee lag, war es kaum zu schaffen. So einigte man sich eines Tages, dass immer zwei bis drei Jungen einen Pfad durch den hohen Schnee von Walpersdorf zum Lahnhof treten mussten. Dies war das sogenannte ‘‘blou dabbeln‘‘ für den Briefträger. Als nun die neue Hausangestellte von Hof Wagener am Lahnhof zweimal in der Woche im Kramerladen in Walpersdorf einkaufte, hatte man Erbarmen für den Postboten und die Schneetreter. Der
Herbstlicher Wald im Sonnenschein am Jagdberg
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Briefträger konnte die Post im Walpersdorfer Laden lassen. Die Angestellte nahm sie beim Einkauf mit und verteilte sie in den drei Häusern. Jahre später erzählte mir Ewald Meiswinkel, einer der letzten ‘‘blou Dabbler‘‘, zog ein neuer Förster in das Forsthaus Lahnhof ein. Es war ein preußischer Beamter und er verlangte sofort und unwiderruflich, dass die Post ihm täglich zugestellt würde. Somit mussten die Walpersdorfer wieder ‘‘blou dappeln‘‘ und zwar bis in die 1920er Jahre.
Viel Wirbel und jahrelangen Streit gab es um die Lahnquelle, die im Volksmund auch Lügenquelle genannt wurde. Sie sollte angeblich in dem Keller des Forsthauses gewesen sein. Auch bei allergrößter und langer Trockenheit im Sommer versiegte die Quelle nicht. Wie dieses möglich war, wird wohl ein Geheimnis bleiben. In den 1960er Jahren wurde die Lahnquellenkellerhistorie, nachdem viele tausend Groschen in die Försterkassen geflossen waren, zu den Akten gelegt.
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