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Der Hollekuse Willäm und die Ongelsgrow
Wenn über die bekanntesten Siegerländer Originale nachgedacht wird, dann darf der ideenreiche Dillnhütter Malermeister Willem Holdinghausen, genannt Hollekuse Willäm, nicht fehlen. Unlösbar von ihm war auch die Ongelsgrow mit ihrer Gewerkschaft. Viele Männer traten dieser Gewerkschaft bei. Hierbei herrschte heitere Phantasie mit tollen Einfällen. Man versuchte eine Gewerkschaft mit Kuxen, Gewerken und bergmännischen Begriffen herbeizureden, obgleich eine Grube nicht bestand.
Durch die elektrische Straßenbahn wurde die Ongelsgrow ins Leben gerufen. Dieses geschah folgendermaßen. Es war am 1. November 1904, als die Straßenbahn zum ersten Mal von Siegen nach Dillnhütten mit festlich geschmückten Wagen fuhr. In
Die tiefste und reichhaltigste Grube “rondsöm” mit seinen Produkten
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Dillnhütten bei der Station vor dem Gasthof Reuter waren viele Leute anwesend und begrüßten die elektrische Straßenbahn. Unter den Zuschauern befand sich auch Hollekuse Willäm. Als die Straßenbahn kam, frug ein Mütterchen vom Land: ,,Äh no säd mr moal, wie ka dat Denge da fahrn? Et sin kän Paarer orer Oarse drvor!" ,,Dat es doch ganz einfach" meinte darauf verschmitzt der Willäm ,,die fahrn bet Ongel." ,,Äh, wat Ihr net säd" antwortete die Frau ,,wo kömmt da blos dat viele Ongel her?" ,,Ja Frau," empörte sich der Hollekuser ,,west Ihr da net, daret e Booche en Ongelsgruw get."
Willem Holdinghausen gehörte zu den sechs Gründungsmitgliedern der Ongelgrow in Buchen, die nach der ersten Fahrt der elektrischen Straßenbahn stattfand. Ongel ist der mundartige Begriff im nördlichen Siegerland für Talg was im übrigen Teil des Siegerlandes Eselt heißt. Ongelgrube heißt also Talggrube. Die Grube war nur ein kleiner, verlassener halb zugeschütteter Steinbruch. Man einigte sich jeden Pfingstmontag eine Jahreshauptversammlung durchzuführen. Hollekuse Willäm wurde zum Repräsentanten und Ficks Jung zum Grubenverwalter bestellt. Karl L., da er immer viele Löcher hatte und in Buchen wohnte, zum Lochverwalter bestimmt.
Zu jener Zeit wurde gerade die Grube
”Hollekuse Willäm” - Wilhelm Holdinghausen, Dillnhütten (1874-1951) im Jahre 1917
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Floßdorf in Eiserfeld stillgelegt. Dies war eine günstige Gelegenheit, die man sich nicht entgehen lassen wollte. Sofort fuhr Hollekuse Willäm zur Grube und kaufte alle hohlen Löcher für einen Appel und ein Ei. Die Löcher schob man in die Ongelsgrow ein, was eine gewaltige Ersparnis bedeutete. Die Ofenrohrabteilung verkaufte später die fertigen Löcher für wenig Geld. Man brauchte ja nur noch eine Blechummandlung, um das Loch zu machen und fertig war das Ofenrohr. Alle Angestellten der Grube und es wurden immer mehr, mussten folgenden Vertrag unterschreiben: ,,Als Beamte der Ongelsgrow haben wir nur vor der Geburt und nach dem Tode, aber nicht während unseres Lebens, Anspruch auf Gehalt.“
An die Wände des Steinbruches schrieb man der Phantasie entsprechende Begriffe. So wurde Schriewers August, der Leiter des Maschinenparkes sowie Chef des Ingenieurbüros der Ongelsgrube. Er selbst konstruierte die Höppmaschine die eine gewaltige Senkung der Kosten brachte. Man unterschied zwischen Einfach- und Doppelhüpper. Mit der ersten kam man in zwei Minuten nach Alchen und der letzteren in einer halben Stunde nach Wien. Als die Setzer Schule keine Tinte mehr hatte, hüppte August um 22 Uhr noch ans
Die Gründung der Ongel-Grube im Jahre 1904
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Schwarze Meer. Am nächsten Morgen hatte der Lehrer einen ganzen Klonk voller Tinte auf seinem Pult stehen.
In einer anderen Abteilung versuchte man durch Tierkreuzungen neue wertvolle Tierrassen zu erhalten. Sehr ansprechend wirkte dabei die Kreuzung zwischen Schäferhund und Hausschwein, wobei der Sauhund heraus kam. Auch der Pötzpicker war sehr gefragt. Er wurde öfters ausgeliehen, um mit seinem mächtigen Schnabel Brunnen auszuheben aber auch um Bagger und Raupen zu sparen. Einmal sagte Hollekuse Willäm: ,,Dr Pötzpicker eß werrer wahne a de Gang. Mr sinn alt längst durch de Meddelpunkt vo dr Er, op dr anner Sidde hört mr alt de Elektrische va Chikago bimmeln.“
So mancher Bergmann, der die Gepflogenheiten der Ongelgrube nicht kannte, wurde von den Außenstellen für gute Konditionen eingestellt. Als er dann nach Buchen kam, merkte er erst, dass er hinters Licht geführt worden war. Das hereinlegen einiger Kölner Herren brachte den Willäm aber auf die Anklagebank. Er hatte die Kölner mit Stutte Henn
Die Gewerken im Steinbruch “Zur Ongel-Grube”
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er im Fürst Moritz zu Siegen getroffen. Durch absichtlich lautes Sprechen über den sehr guten Absatz der Ongelgrube lenkten die Siegerländer die Aufmerksamkeit vom Nebentisch auf sich. Es kam wie es kommen sollte. Die Kölner bezahlten mit 150 Goldmark für Kuxe (Aktien) der Grube. Die restlichen 300 Mark sollten bei Erhalt der Kuxscheine gezahlt werden. Vergebens wartete man in Köln auf Kuxe des gut florierenden Siegerländer Bergwerkes. Es kam zum Stelldichein im Siegener Schöffengericht und was für eins. Willäm marschierte mit einem großen Aufgebot von Entlastungszeugen auf, die vorher alle auf Auszahlung der Zeugengebühren verzichtet hatten. In einem früheren Bericht hieß es: ,,Eine solch lustige, immer wieder von Lachsalven unterbrochene Verhandlung
Ein Dampfer auf dem “Sieg-Ferndorf-Kanal” - Haltestellen gab es in Kirchen, Niederschelden, Eiserfeld, Siegen, Weidenau, Geisweid, Dillnhütten, Buschhütten, Kreuztal, Ferndorf, Dahlbruch und Stift Keppel
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hat es am Siegener Gericht noch nie gegeben!“
Willäm war nicht nur ein großer Spaßvogel, sondern auch ein begabter Maler und sehr guter Photograph. Da ihm der Schalk im Nacken saß machte er kuriose Fotomontagen. So gab es einige Postkarten, wo die Schifffahrt auf dem, von der Ongelsgrube Gewerkschaft projektierten und gebauten Sieg-Ferndorf Kanal, zu sehen war. Aber auch eine ganze Reihe von wertvollen Landschaftsaufnahmen gab es von ihm.
Bei einer Versammlung der Ongelgrube in Buchen 1908 wurde die erste Fahne der Gewerkschaft eingeweiht. Aus Anlass der zweiten Fahnenweihe im Jahre 1919 entstand die Ongels-Hymne, die im Wesentlichen aus einer 45-mal zu wiederholenden Strophe bestand. An dieser denkwürdigen Veranstaltung konnte man die große Beliebtheit und Bekanntheit der
Ein Dampfer auf dem Sieg-Ferndorf-Kanal bei Dillnhütten
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Ongelsgruw erkennen. Denn es sollen rund 3000 Menschen bei dem späteren Festzug, der in Ferndorf endete, teilgenommen haben.
Am 10. Januar 1974 wäre Wilhelm Holdinghausen 100 Jahre alt geworden, wenn ihn nicht der größte Bergherr am 20. August 1952 zur letzten Schicht gerufen hätte. Aus der im Jahre 1904 gegründeten Ongelgrube zu Buchen ist im Laufe der Jahrzehnte ein Bergwerk geworden in dessen Gängen und Schächten noch viele Generationen reiche Ausbeute an Anekdoten und Geschichten bergen könnten.
Quellennachweis: Siegener Zeitung: 1949 und 1964 Dr. Lothar Irle: Hollekuse Willäm Buchen und Sohlbach: Die Ongelgrube in Buchen.
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