Abschied des Postillions vom Ferndorftal
Mit schwermutstiefem Hornesklang der Postillion das Tal durchzieht, und von der Bergeshäupter Hange klingt trüb zurück sein Abschiedslied.
Leb wohl! Wie liegst du mir am Herzen, du Örtchen nach dem Kreuz benannt. Wo unter Sang und tausend Scherzen ich mein Röslein angespannt.
Du Ernsdorf mit den grünen Matten, du Ferndorf mit dem hohen Turm ach, mein Gemüt umziehen Schatten, an meinem Herzen nagt der Wurm.
Nach Aherhammer geht mein Sehnen und Kredenbach mein warm Gesicht mir rinnen heiße Abschiedstränen. Wo bleib hinfort ich armer Wicht.
Nun Lohe hart am Waldesrande, dann Dahlbruch wo Paläste stehen von euch, von euch mir Allbekannte muss trauernd ich von hinnen gehen.
Hillnhütten winkt im schmucken Rahmen von saftigen Grün und Waldesnaht. In Keppel schaut ich junge Damen verführerische Augenpracht.
Mein Blasen will nur schwach gelingen heut durch dies zauberische schöne Tal. O, Allenbach dir gilt dies Klingen Haarhausen, ach du machst mir Qual!
Ferndorfer Kirche mit dem hohen Turme (Ölgemälde von Klaus Bartels)
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Nach Hilchenbach nun lasst mich fahren den Grenzen lächelnd gilt mein Gruß. Da auch von dort noch nach wenigen Jahren ich weiter ziehen muss.
So stoß ins Horn ich trüben Lautes und schwing die Peitsch mit dumpfem Schall. Lebt wohl, leb wohl, mein süßes, trautes mein vielgeliebtes Ferndorftal.
Es stehen die Mägdlein an den Straßen und weinen um den Postillion. Sie hören nun ihn nicht mehr blasen mit seines Hornes munterem Ton.
Es hat seinen Feuerrosse der Führer lenks mit sicherem Griff.
Und spricht: Ich weich dem letzten Trosse der Post heut meinen besten Pfiff.
Am Pudelwerk in Sonntagslaune ruft der Gewerke reibt die Hand Gottlob, dass hinterm Chausseezaune uns endlich nun die Bahn entstand.
Jetzt liegt man mitten doch im Bette und teilt mit anderen Leut die Sonn. Bald wieder, nah, was gilt die Wette heißt es, alle Schlagen dich darum.
Alter Bahnpostwagen im Zug Kreuztal-Hilchenbach
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Im März 1884 |