Heuschreck.-plage

Warnung vor einer Heuschreckenplage fürs Siegerland

Zu den zehn biblischen Plagen gehörte die Heuschrecke. Wie heißt es doch im 2. Buch Mose Kapitel 10 Vers 12. Da sprach der Herr zu Mose: ,,Recke deine Hand über

Wanderheuschrecke (Bild aus dem Medienarchiv Wikimedia)

Ägyptenland, dass Heuschrecken auf Ägyptenland kommen und fressen alles Kraut im Lande auf samt allem dem, was der Hagel übriggelassen hat.“

Die Deutung der zahlreichen Heuschreckenplagen als Strafgericht Gottes oder als Vorzeichen auf das Jüngste Gericht lag durch die zahlreichen Bezugsquellen der Bibel nahe. Die Ursachen für das Auftreten von Heuschreckenplagen sind bis heute nicht richtig geklärt. Klima- und Witterungsfaktoren dürften jedoch dafür mitverantwortlich sein.

Regelmäßig fielen über Afrikas Felder und Weiden Heuschreckenschwärme in einer Größenordnung von Milliarden Tieren, die unzählige Menschen in Hunger und Elend stürzten. Sobald es regnete und das Gras sprießte vermehrten sich diese Tiere explosionsartig. Waren sie erwachsen, kannten sie nur die Ziele fressen

Millionen von Heuschrecken bedecken den Himmel über Kamerun (Bild von Katja Bruhin)

und Eier legen. Ihr Appetit und ihre Geschwindigkeit waren unheimlich. Ein Schwarm von einer Milliarden Tieren vertilgte täglich 2000 Tonnen Futter und flog noch am Tag dazu bis 100 km weit. Etwa ihr eigenes Körpergewicht vertilgten die Heuschrecken an pflanzlichem Material am Tag.

Nicht nur in Afrika, sondern auch in allen anderen Kontinenten, mit Ausnahme der Antarktis, gibt es auch heute noch Heuschreckenplagen. Am hellen Tag verdunkelte sich der Himmel und eine surrende Wolke schob sich vor die Sonne. Es waren Wanderheuschrecken, die in einem bis zu 15 km langen Schwarm heran kamen. Wo diese sich nieder ließen wurden die Menschen, es geschah meistens in armen, warmen Gegenden, in sehr große Not gestürzt. Wanderheuschrecken bezeichnet man diese Arten, die aus der

Heuschreckenplage in Madagaskar (Google/Netzfrauen)

Familie der Feldheuschrecken stammten. Heute bekämpft man sie durch Kontaktgifte vom Flugzeug aus.

So wurde die russische Republik Dagestan 2017 von einer Heuschreckenplage biblischen Ausmaßes heimgesucht. Dabei mussten die Behörden den Ausnahmezustand ausrufen, obwohl sie es schon einen Monat vorher wegen eines anderen Schwarmes getan hatten. Eine derartige Heuschreckenplage war für Dagestan nichts Neues. Die Region, die östlich von Georgien am kaspischen Meer liegt, wurde jedes Jahr von den gefräßigen Insekten heimgesucht. Scheinbar war das warme, trockene Ackerland für diese Tiere ein perfekter Futterplatz und eine ideale Brutstätte.

Etliche afrikanische Staaten wurden regelmäßig von dieser biblischen Plage heimgesucht. Es war die

Die bis zu 9 cm großen, gefräßigen Wander- heuschrecken sind älter als die Menschheit (Bild: Wiener Tageszeitung 2012)

achte der zehn Plagen im Alten Testament. Diese Heuschreckenschwärme, sagte einmal ein Vertreter der Vereinten Nationen, waren für die afrikanischen Länder so schlimm wie ein Krieg.

Es war Anno 1749 und Maria Theresia war unter anderem auch Kaiserin des Römischen Reiches. Da fielen gewaltige Heuschreckenschwärme in Österreich ein und es wurde ganz dunkel, weil man die Sonne nicht mehr sehen konnte. Diese Insekten fraßen die Felder ganz kahl und ließen kein bisschen von der Frucht übrig. Da ging ein Pfarrer, der die Kaiserin gut kannte, nach ihr und bat um Hilfe beim Kampf gegen die Heuschrecken. Theresia hatte Verständnis mit der armen Bevölkerung und befahl Reitertruppen den Pfarrer zu unterstützen. Mit Trommeln und

Maria Theresia bestieg mit 23 Jahren den österreichischen Thron (Bild: Thorsten Giersch - Handelsblatt)

Trompeten zogen sie in den Schwarm und machten so viel Lärm und Radau wie möglich. Zusätzlich schossen sie noch öfters in die Luft um die Heuschrecken zu vertreiben. Es dauerte eine ganze Weile bis es geschafft war. Die Heuschrecken waren vertrieben und die kaiserlichen Reiter traten den Rückzug an.

Man schrieb das Jahr 1749, welches vom Frieden geprägt war. Aber am 5. Oktober in diesem Jahr wurde vor den Kirchen im Siegerland die zuverlässige Nachricht verlesen, dass das Ungeziefer die landverderblichen Heuschrecken seit geraumer Zeit im Heiligen Römischen Reich zu Hause wären. Der Friedhof, der um die Kirche lag, war seinerzeit der Sammel- und Nachrichtenplatz für das Volk. Diese Nachricht stand auch in allen Blättern und Zeitungen und war somit zuverlässig. Überall wo sich die Heuschrecken niedergelassen hatten, waren die Feldfrüchte komplett abgefressen und die Tiere hatten somit unersetzlichen Schaden angerichtet. Da das Ungeziefer von den Fürstlichen Landen Nassau noch

Heuschrecke auf einer Briefmarke in Österreich

weit entfernt war, hoffte man, dass die kalte Witterung sehr bald käme und die Heuschrecken vernichtet würden. Trotzdem musste Vorsorge getroffen werden und alles Menschliche getan werden um das Unheil zu vermeiden.

Also wurde im Namen seiner Hoheit folgendes verordnet. Alle Untertanen müssen Ihre Früchte und das Grummet, soweit es noch nicht geschehen war, sofort von Feld und Wiesen hinweg schaffen. Weiterhin sollten die Brunnen abgedeckt werden. Sollte sich dieses Ungeziefer in unser Fürstentum einfinden, war sofort ohne Zeitverlust alles zu tun, um diese Plage zu vernichten.

Diese Verordnung war in allen Angelegenheiten zu befolgen und mit dem größten Regierungssiegel bekräftigt worden. Unterzeichnet: ,,Dillenburg am 23 fbris 1749. Fürstl.-Oranien Nassauische zur Landesregierung Verordnete geheime Räthe, geheime Justiz- und Regierungsräthe“.

Es sollte mit grobem Sand auf die Plagetiere geschossen werden. Mit Dreschflegeln und anderen Instrumenten drauf geschlagen werden. Mit

Ein Haufen toter und zusammengekehrter Heuschrecken in Südafrika (Bild: Kunstmuseum Hamburg)

Glockengeläut, Trommeln und sonstigen Getön sollten sie verjagt werden. Was getötet und erschlagen war, musste sofort verscharrt werden. Aber auch wo diese Heuschrecken in ihrer großen Zahl gesessen und Samen (Eier) hinterlassen hatten, musste umgeackert werden, damit dieses Ungeziefer sich nicht in kurzer Zeit wieder neu entwickelte. Aber auch durch Feuer wurde diese Plage vernichtet und verjagt.

Wenn sich in einem anderen Ort diese Heuschreckenschwärme nieder ließen, musste sofort von den Nachbarorten Hilfe geleistet werden. Die Glocken sollten unaufhörlich geläutet werden. Mit Flegeln, Besen, Schaufeln und ungelöschtem Kalk sollten sie zur Hilfe kommen. Es sollten tiefe Gruben gegraben werden worin die toten Heuschrecken eingeschaufelt wurden. Ehe die Gräben zugemacht würden, mussten die Tiere mit ungelöschtem Kalk bestreut werden. Jede männliche Person hatte diese Verordnung sofort genau zu befolgen.

Gott hatte uns in Gnaden bisher vor dieser Heimsuchung bewahret und wolle auch ferner seine Hand über uns halten.

 

 

Quellennachweis:
Genilo: Hilfe, die Plagen kommen!
Hermann Engelbert: Hinterhüttische Chronik
Von Kindelsberg und Martinshardt: Obrigkeitige Verfügung über anrückende Heuschrecken (1749)
sagen.at : Die Heuschreckenplage des Jahres 1749
Wikipedia : Wanderheuschrecke
Universität Erfurt: Die Heuschreckenplage in Mitteleuropa
Motherboard: Ein gewaltiger Heuschrecken-Sturm fegt gerade durch Russland

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