Johann Moritz

Fürst Johann Moritz von Nassau-Siegen

Fürst Johann Moritz von Nassau-Siegen wurde am 16. Juni 1604 auf dem Stammschloss der Oranier in Dillenburg geboren, wo auch der berühmteste seines

Dillenburg um 1575 mit dem Schloss. Es war die Hauptresidenz der Grafen von Nassau-Dillenburg - Bild von Hans Hogenberg

Geschlechtes, Wilhelm der Schweiger das Licht der Welt erblickte. Sein Vater Johann VII., der Mittlere genannt, erbte 1607 nach dem Tod Johann des Älteren. Siegen als selbstständige Grafschaft. So verbrachte Johann Moritz seine ersten Lebensjahre auf der Siegener Burg die sein Vater schon 1607 bewohnte. Ein eifriger Kriegsherr war sein Vater, der die Befestigungen von Siegen ausbauen ließ. So hatte Johann Moritz schon in frühster Jugend mancherlei militärische Anregung erlebt.

Der Knabe wurde schon sehr früh mit einem Erzieher zur Hochschule nach Herborn und später nach Genf geschickt. Sein Vater holte ihn aber schon 1618 zurück und schickte ihn nach seinem Bruder den Grafen Wilhelm Ludwig, der

Siegen um 1630 - Auszug aus der Topographia Hassiae
(Urheber: Matthäus Merian)

Stadthalter von Friesland war. Dort sollte er für die evangelische Sache der Niederlande kämpfen.     

Als 16-jähriger war Johann Moritz zum ersten mal auf einem Kampfplatz. Der Feldzug mit mehreren Fürstensöhnen von Oraniern ging gegen einen spanischen Heerführer nach der Unterpfalz. Ihnen war es ein Genuss, das Schmettern der Trompeten und das Gewieher der Pferde zu hören. Sowie im Zelt über die Geschichte Europas zu reden, deren Zug eine neue Wendung geben sollte, als der Krieg der Generalstaaten 1621 erneuert wurde. Wie Karl Gustav von Schweden und Friedrich Wilhelm von Brandenburg wurde er in eine Schule geschickt und zum Feldherrn ausgebildet. 1626 wurde er zum Hauptmann befördert und 1628 zum Oberst eines Regiments Wallonen. 

Auf der Seite des Gegners in all diesen Kämpfen stand sein Bruder Johann der Jüngere. Er war aus welchen Gründen auch immer nach dem Tode seines Vaters im

Johann Moritz von Nassau-Siegen, Fürst von Nassau-Siegen und Statthalter von Kleve-Mark (1604-1679) - Gemälde von Jan de Baeu

Jahre 1623 zum Katholizismus übergetreten und begann mit der Gegenreformation im Siegerland. Dieses mag Johann Moritz die Teilnahme an den Kämpfen nicht leichtgemacht haben.  Der Kampf gegen den Bruder ging auch um das Erbe. Als Kriegsgefangener wurde er verletzt nach Wesel gebracht. Dort besuchte Johann Moritz ihn und pflegte den Verwundeten. Zu einer Einigung über die Streitigkeiten kam es jedoch nicht. 

Die Kämpfe der Niederlande ruhten 1630 und Johann Moritz konnte sein unterbrochenes Studium fortsetzen. Durch das Eingreifen von Gustav Adolf von Schweden im Jahre 1631, flammte der 30-jährige Krieg erneut auf. Johann Moritz war in einigen Kämpfen verwickelt. Besonderen Ruhm erwarb er sich bei der Wiedereroberung der holländischen Festung Schenkenschanz. Hierbei schloss er ein Leben lang Freundschaft mit dem brandenburgischen Fürsten Friedrich Wilhelm.

Anno 1580 war Brasilien an die Krone Spaniens gefallen. Schon damals richtete sich der Blick der Holländer auf das reiche Land. Man hoffte, das von den Spaniern schlecht besetzte Land in holländischen Besitz zu bekommen. Großen Gewinn versprach man sich wenn das Land vereinnahmt würde. Die

Schenkenschanz zur Zeit der Belagerung 1635 und 1636 im 30-jährigen Krieg - Von Johannes Jacobus Schort

Gesellschaft rüstete eine Flotte, man eroberte die Hauptstadt von Brasilien und machte große Beute. Trotz dieser Beute konnten sich die Holländer gegen die Spanier nur schwer behaupten. Da beschloss man einen Generalgouverneur mit großen Vollmachten nach Brasilien zu senden. Man glaubte keinen besseren zu finden als Johann Moritz, der von überall empfohlen wurde. Das Siegerland durfte er nach seinem Eingreifen 1632 für den evangelischen Glauben wiedergewonnen haben und sein Erbe war damit gesichert. So fuhr er als erster deutscher Fürst über den Ozean in die neue Welt des Kolumbus.  

Im Januar 1637 erreichte Johann Moritz Brasilien. In sieben Jahre seiner Tätigkeit hatte er die Küstengebiete von der Mündung des Amazonenstromes bis zu Allerheiligenbai, also etwa 2000 km in niederländische

Das Grabmal des Johann Moritz, Fürst von Nassau-Siegen, befindet sich im Ortsteil Schneppenbaum der Gemeinde Bedburg-Hau. Das Grabmal ließ er 1678 neben seinem Haus in Berg und Tal errichten - Bild: Gemeinde Bedburg-Hau

Verwaltungen gebracht.  Es waren sehr anstrengende Kämpfe und dem Fürsten sind nie die versprochenen Mannschaften und Schiffe zur Verfügung gestellt worden. Im Mutterland wollte man es nicht einsehen, dass es erst große Opfer bedürfe, wenn man einen sicheren Gewinn erreichen könnte. Bis zur Hauptstadt Bahia konnte man nicht vordringen, da dem Fürst Streitkräfte und Schiffe fehlten. Trotz allem war der Erfolg bedeutend und Brasilien durfte als holländische Kolonie gelten. Die Könige des Kongos begrüßten den Fürst als Befreier vom portugiesischen Joch. Eine kostbare Silberschüssel erhielt er von einem König, diese schenkte er später der Nikolaikirche in Siegen.

Johann Moritz war der erste Europäer, der die kolonisatorische Arbeit auch von der kulturellen Seite auffasste. Er achtete darauf, dass die Eingeborenen sowie die eingeführten Sklaven menschlich behandelt wurden. Viele Prediger waren ihm gefolgt um die Seelsorge auszuüben. Trotz großer Erfolge

Die 1653 von Johann Moritz von Nassau-Siegen angelegte Nassauerallee zu Kleve - Von 1654, verschollene Zeichnung von Hendrick Feltmann

und reicher Beute war die Gesellschaft mit Ihm nicht ganz zufrieden. Da die notwendigen, von ihm geforderten Mittel zur Erhaltung des Landes nicht bewilligt wurden, entschloss er sich im Jahre 1644 zur Rückkehr.

Mit großem Bedauern sahen die Brasilianer, die Eingeborenen und die holländischen Kolonisten diesen Entschluss, als er am 11. Mai 1644 zum letzten Male durch die Moritzstadt ritt. Sein Geschichtsschreiber konnte nicht genug den Schmerz der Eingeborenen schildern. Mit lautem Wehgeschrei begleiteten Kähne den Fürsten bis ins offene Meer. Man schrieb großes Lob über die wunderbaren Taten die er vollbracht hatte. Aber auch die Tadler fehlten nicht. Die Kolonie bot ihm zum zweiten Mal die Stadthalterschaft von Brasilien an. Aber Johann Moritz legte das Angebot ab, da man auf seine Bedingungen nicht eingehen wollte. Er trat wieder in holländische Dienste, wurde zum Generalleutnant ernannt und gab ihm die Kommandantur der Festung Wesel.

Johann Moritz wurde 1652 in den Fürstenstand erhoben, weiterhin wurde er in diesem Jahr zum Ordensmeister des Johanniterordens ernannt. Er hatte mehrfach die Gelegenheit sich in der äußeren Politik Brandenburgs zu

Informationstafel an der Fürstengruft aus dem 18. Jahrhundert am Unteren Schloss in Siegen/Westfalen - Urheber: Frank Behnsen

betätigen. So hatte er 1657/58 bei der Kaiserwahl in Frankfurt die entscheidende Stimme für Leopold I. abgegeben. Nach England ging er 1661 als Gesandter Brandenburgs um ein Bündnis herbeizuführen, was ihm sehr schnell geglückt war. Er blieb bis zu seinem Lebensende Reitergeneral der niederländischen Staaten und zog noch als Siebzigjähriger ins Feld.

In den Jahren 1642 und 1645 war es ihm zu verdanken, dass der reformierte Glaube in Stadt und Landkreis Siegen erhalten blieb. In seinem Testament hatte er die Armen beider Konfessionen bedacht und nichts war im verhasster als die Verletzung des Andersgläubigen. Das Bild des Fürsten wäre nicht vollständig, wenn wir nicht auch seine Künste und wissenschaftliche Tätigkeiten würdigten. Der französische Graf de Gliche meinte, dass der Graf ein vollendeter Weltmann gewesen wäre. Überall wo er war hatte er seine Spuren hinterlassen.

In Kleve hatte er sich an der schönsten Stelle des Bergentales einen in Siegen gegossenen Katafalk aufstellen lassen. Aber kurz vor seinem Tode änderte er den Beschluss, dass sein Leichnam in die von ihm gebaute Gruft seiner Ahnen in Siegen beigesetzt werde. Am 20. Dezember 1679 legte man ihn ins Bergental. Sein Sarg wurde später nur mit dem Großkreuz des Johanniterordens nach Siegen gebracht. Die Heimat hatte ihren Helden wieder.

 

 

Literaturnachweis:
Deutsche Biographie: Johann Moritz, Fürst zu Nassau-Siegen
Bayerische Staats Bibliothek: Leben des Fürsten Johann Moritz von Nassau-Siegen
Hans Kruse: Fürst Johann Moritz von Nassau-Siegen.
Stadtleben Kleve: Moritzgrab
Verlag Waxmann: Johann Moritz von Nassau-Siegen (1604-1679) als Vermittler
Reiseführer Kleve: Johann Moritz von Nassau-Siegen
Wikipedia: Johann Moritz (Nassau-Siegen)

 

 

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