Stift Keppel

Aus dem armen Kirchlein wurde ein reiches Kloster

Stift Keppel wurde erstmals 1239 in einer Urkunde erwähnt. Darin übertrug Graf Heinrich II. der Reiche von Nassau auf Bitten seines Lehnsmannes Friedrich von Hain dem Kloster die Einkünfte des Netpher Kirchspiels St. Martini.

Das Fräulein von der Hees sagte: “Das Glöckchen läutete uns heute  nicht zur Freude des Lebens. Denn strengen Besuch sollte uns dieser schöne Sommermorgen bringen.” (Denn auf der ältesten Glocke des Klosters, die aus dem 13. Jahrhundert

Außenansicht der Stiftskirche von Osten - Fotografie von Albert Ludorff, 1897

stammte, stand in Deutsch übersetzt “Wenn ich gezogen werde, höret, ich rufe euch zu Freuden des Lebens.") ,,Wenn man dich so reden hörte, könnte man Schlimmes erwarten. Wer sollte denn kommen?"  fragte das Fräulein von Seelbach. “Unser strenger Vater, der Abt von Arnstein meinte, dass wir als Glieder des würdigen Ordens der Prämonstratenser strengere Sitten achten möchten. Er schickte uns seinen Visitator, der uns arme Täublein zurecht weisen sollte!" war die Antwort. Visitator war ein Beauftragter des Papstes der mit besonderen und umfassenden Befugnissen ausgestattet war.

Auf der Straße von Verentref (Ferndorf) zogen zwei Reiter herbei denen ein Tross Knechte folgte. Der eine trug ein schlichtes Klosterkleid und wurde von einem Amtmann begleitet. Der Mönch blickte fröhlich in den herrlichen Morgen. Als ihm nun leise Töne vom Keppler Glöcklein ans Ohr drangen, zog ein Schatten über sein Gesicht als wäre er an seine Pflicht erinnert worden.

Der Gesandte fragte den Amtmann: ,,Wie war es eigentlich zu der Gründung des Klosters Keppel gekommen?" “Eine Kapelle sollte schon lange hier gestanden haben wo jetzt das Kirchlein stand. Der Name des Nachbarortes Heylichinbach (Hilchenbach) verrät schon, dass hier ein frommes Völklein im Tale wohnte. Der Ritter Friedrich von Hain, der Trierer genannt, wurde von einem angeschossenen Eber angefallen und schwer verletzt. In einem elendigen Zustand brachten ihn

In der Stiftskirche (Alte Postkarte)

seine Begleiter nach Hause in seine Burg. Sein jüngstes Töchterchen, was nicht von seiner Seite wich, legte ein Gelübde ab. Gott, wenn du meinen Vater wieder gesundwerden lässt, will ich ihn bitten dir zu Ehren ein Kloster zu bauen worin ich die erste Nonne werde. Gott erhörte das Gebet, der Ritter kam wieder zu Kräften und das Gelübde des Töchterchens musste erfüllt werden.

Das Fräulein von Hain bat nun darum, dass das Gotteshaus neu instand gesetzt werden sollte und einige Zellen für Nonnen angebaut würden, damit es nicht alleine wäre. So geschah es auch. Die Schmiede, die Bauern sowie die Bergleute des oberen Ferndorftales segneten die Frauen von Keppel. Diese schlossen ihre Schützlinge immer in Ihr Gebet ein. Armes Kirchlein von Keppel hatte der Erzbischof von Mainz öfters gesagt. Eine Feuersbrunst zerstörte das Keppler Kirchlein und das Kloster 1260 und die

Ansicht der Wappenhalle mit Seufzerbrücke zum Abteiflügel des neuen Hauses und der Stiftskirche (Bild von der Stadt Hilchenbach)

Nonnen waren obdachlos.

Der Neubau ging über die Mittel des Ritters von Hain. Da halfen die übrigen Rittergeschlechter des Siegerlandes mit, denn das Kloster bot ja auch ihren unverheirateten Töchtern einen Zufluchtsort. Daher fanden sich bei den Konventualinnen häufig die Namen von und zu der Hees, von Seelbach-Lohe, von Meschede, von Bicken, von Schnellenberg usw.. Der Bau von Kirche und Kloster wurden 1275 neu geweiht. In dieser Gestalt ist uns die Kirche bis heute erhalten geblieben.

Aus dem armseligen Kirchlein wurde mit der Zeit ein reiches Kloster. Es hatte das Patronat über die Pfarrkirche in Netphen und ließ sich den Zins bringen aus den Dörfern

Prämonstratenserinnen- kloster Keppel (bis 1811), ab 1871 Mädchenpensionat, später Gymnasium

Fronhusen, Herthusen und Sohlbach. Der Ritter von Wilnsdorf und seine fromme Frau Gertrud schenkten dem Kloster ihre Landgüter zu Langenholdinghausen. Von den Grafen von Nassau wurden sie mit einer Mühle in Heylichinbach beschenkt. Schätze aus dem Müsener- und Gosenbacher Bergbau bekamen auch die Frauen von Keppel. Der Glöckner von Biedenkopf vermachte ihnen sein Haus. Renten von Siegener Häusern übergab der Sohn des Bürgermeisters von Siegen. Aber auch in Dillenburg, Hessen und Westfalen bekamen sie Besitz.

,,Dort steht das Haus derer von Seelbach - Lohe", meinte der Amtmann, ,,Deren Name euch nicht unbekannt war. Denn gerade über das junge Fräulein von Seelbach war Klage zu dem hochwürdigen Herrn Abt gedrungen“.

Ansicht des Abteigartens mit Saalbau und Abteiflügel - Foto: Bernd Schmeck

,,Könnt ihr mir nicht mehr darüber sagen“, fragte der Visitator. ,,Ich weiß, dass die hübsche Gundel von Seelbach fleißig in die Brautkiste gearbeitet hatte. Sie hatte sich in einen Tragstuhl von zuverlässigen Knechten, nachdem sie den Schlüssel der Pförtnerin abgeschwatzt hatte, für eine Nacht nach Lohe bringen lassen.” Der Hausschlüssel vom Kloster sollte schon mehrmals über Nacht abwesend gewesen sin. Auch war bekannt gewesen, dass des öfters Männer die geweihte Schwelle übertreten hatten.

Man sollte nicht zu strenge darüber richten. Wäre es nicht normal wenn der Jägersmann nach der Jagd vorbei ritt und ins Hifthorn stieße um der Baase in der Einsamkeit einen frohen Gruß zu schicken. Über einen

Gesamtansicht von Stift Keppel am 17. Juli 2014 - Bild: Drohne/Camera DJI Phantom/Vision Camera Other

frischen Braten freute sich die Klosterköchin. Zum Dank wurde dann dem Jägersmann ein kurzes Zwiegespräch mit der lieben Verwandten gegönnt. Daraus sollte man kein großes Vergehen machen. In den Klostermauern wollte man doch auch mal das Neuste von daheim wissen.

So seht ihr es Herr Amtmann. Aber, aber hat der Teufel erst den kleinen Finger, dann will er die ganze Hand haben. Er brachte Verordnungen mit, die den alten strengen Geist wieder ins Kloster bringen sollte. Bis die Zahl der Nonnen auf 24 gesunken wäre sollte keine mehr aufgenommen werden. Die aufzunehmende Jungfrau musste ritterbürtig sein. Bei der Aufnahme sollte sie 50 Goldgulden in das Klostersäckel zahlen. Weiter sollten noch 20

Alter Waschraum für die Schülerinnen im Stift Keppel - Bild: WirSiegen entnommen

Ellen Tischlaken, 24 Ellen Leinen und 16 Ellen Handtücher für den Haushalt mitgebracht werden. Aber auch Geschenke mussten für die Schwestern mitgebracht werden. Mannspersonen durften das Kloster nicht mehr betreten und der Hausschlüssel sollte immer bei der Meisterin bleiben.

,,Die geöffnete Pforte des Klosters wartete schon auf euch. Ich bin froh, dass ich die langen Gesichter der Nonnen nicht zu sehen bekomme", meinte der Amtmann. ,,Mit den Knechten reite ich nun für einen längeren Jagdaufenthalt zur Ginsburg und hole euch in drei Tagen wieder ab." Knechte und Amtmann ritten in den Wald hinein, aber der Mönch zum Kloster.

 

 

Literaturnachweis:
Charlotte Fessing: Das Stift Keppel
Wikipedia: Stift Keppel
Hermann Freudenberg: Die Frauen von Keppel
Wikipedia: Apostolischer Visitator

 

 

Druckversion (nur Text) als pdf-Datei zum herunterladen