Der  Gruß ,,Glück auf" ist geblieben

Lange bevor man im Siegerland begann Eisen zu schmelzen war es der Menschheit schon bekannt. Da es als etwas sehr Wertvolles galt, nannten es die Sumerer und Ägypter ,,Metall des Himmels" und die Inder ,,Das Leuchtende." Den Namen das ,,Blau schimmernde" bekam das Erz von anderen Völkern. Es wurde am Anfang immer als eine Gabe, die vom Himmel kam, gehalten. Zuerst hatte die Menschheit tatsächlich Meteoreisen kennen gelernt, welches wirklich vom Himmel

Grube Storch & Schöneberg in Gosenbach um 1900. Sie war die größte Eisensteingrube in Europa mit etwa 2000 Beschäftigten

gefallen war. Die ältesten Eisenfunde sollen immer Nickel enthalten haben, was die Herkunft aus Meteoren entsprach.  

Dem Bergbau hatte das Fürstentum Siegen seinen Wohlstand zu verdanken. Etwa ein Drittel der Einwohner, schrieb der Bergbauchronist Johann Philipp Becher Ende des 18. Jahrhundert, würden hier nur leben, wenn es keinen Bergbau gegeben hätte. ,,Durch den Berg- und Hüttenbetrieb hingegen ist das Land bevölkert, Flecken und Dörfer erbaut und so wüste Gegenden in grüne Auen und lachende Fluren umgewandelt worden." 

Längst sind die Grubenlichter erloschen und Stollen und Schächte fest verschlossen, nur das Wasser tropfte noch an den felsigen Wänden im Inneren herab und füllte die unterirdischen Gänge, die etwa bis 1.300 Meter in die Tiefe gingen. Aber der deutsche Bergmannsgruß ,,Glück auf" ist geblieben. Er beschreibt die Hoffnung der Bergleute: ,,Es mögen sich Erzgänge auftun." Weiterhin war das gesunde Ausfahren nach der Schicht aus dem Bergwerk damit verbunden. Auch in den Vitrinen der Sammler lag noch funkelndes Gestein und erinnerte an dem Bergbau im Siegerland.  

Als erste urkundlich im Siegerland erwähnte Eisensteingrube war 1313 der Müsener Stahlberg. Er war eine Berühmtheit im Lande, so dass Kaiser, Könige und Fürsten ihn befuhren. König Wilhelm I. der Niederlande, Kaiser Wilhelm I. als 22-jähriger Prinz von

Das Mundloch des Reinhard-Forster- Erbstollen in Eiserfeld

Preußen, König Wilhelm IV, der französische Finanzminister und weitere Prominente hatten den Stahlberg befahren. Zu solchen Anlässen wurde die Grube immer mit Hunderten von Lichtern ausgeleuchtet. Aber die Rekorde der Förderung und die kühnen Vorstöße in die Tiefe kamen erst später. Auch den Silber- und Bleierzbergbau, der schon 1298 erwähnt wurde, darf man nicht vergessen. Die Namen Neue Hoffnung, Landeskrone, Peterszeche, Fischbacherwerk und Heinrichsegen erinnern heute noch daran. Aber auch der Kupfer- und Kobalterzbergbau hatte wirtschaftliche Bedeutung. 

Als 1815 der preußische Staat, nach dem Votum des Wiener Kongresses, das Fürstentum Siegen übernommen hatte, gab  es für den Siegerländer Bergbau eine gute Entwicklung. Aufgehoben wurden auch viele Handelsbeschränkungen, wobei auch die Erzausfuhr zählte. Die freundliche Einfuhr Zollpolitik der Berliner Regierung brachte zunächst den heimischen Bergbau in Schwierigkeiten. Aber die großen Projekte seiner Zeit wurden von der Regierung finanziell großzügig

Schachtöffnung zum Kronprinz-Friedrich- Wilhelm-Erbstollen in Kreuztal

unterstützt. Es war der bereits 1805 begonnene Reinhold-Forster-Erb stollen in Eiserfeld. 1820 der Herdorfer Königsstollen und 1826 der Kronprinz-Friedrich-Wilhelm-Erbstollen in Kreuztal. Es waren alles tiefe Grundstollen. Der Hauptgrund für den Bau war, den größten Feind des Bergmannes, das Wasser abzulassen. Der Kreuztaler Erbstollen ging bis nach Müsen und hatte eine Länge von 4.053 m. Er traf dort auf den Stahlberger Erbstollen und erreichte dann 5.1145 Meter. Die vermuteten unermesslichen Erzvorkommen unter der Martinshardt, die aber nicht vorhanden waren, sollten hierdurch leichter abgebaut werden.

Mit Einführung der Dampfmaschine wurde eine bessere Erschließung der Erzvorräte erreicht. Da man das Wasser nun im Griff hatte, waren die ersten Tiefbauanlagen kein Problem mehr. Die ,,Landeskrone" bei Wilnsdorf wurde 1852 zum Beweis. Als 1861 die Eisenbahnlinie mit ihren wunderbaren Transportmöglichkeiten eingeweiht wurde, löste sie im Siegerland einen Erz boom aus. Das aufblühende Ruhrgebiet wurde zum größten Abnehmer

Der Müsener Stahlberg um 1890. Die wohl bekannteste Erzgrube des Siegerlandes

der manganhaltigen Erze unseres Heimatlandes. So kamen im Jahr 1880 etwa 35% der geförderten Erze im Deutschen Reich aus Bergwerken im Siegerland.     

Die größten Fördermengen des Siegerländer Bergbaues, so Dr. Richard Reichenbach, waren die Jahre 1901 bis 1930. Die Gesamtfördermenge in diesen Jahren war 60,3 Millionen Tonnen. Der Jahresdurchschnitt lag somit bei 2 Millionen Tonnen. Seit 1831 lassen sich die Förderzahlen des Siegerländer Bergbaues genau nachweisen. Alle Zahlen aus den davor liegenden Jahren waren Schätzungen. Zur größten Eisensteingrube auf dem europäischen Kontinent hatte sich die Grube Storch & Schöneberg in Gosenbach entwickelt. Sie hatte etwa 2000 Beschäftigte und eine Jahresförderung von 400.000 Tonnen. In der Siegener Bergschule, die 1818 gegründet wurde, bereiteten sich Männer aus allen Teilen des Reiches auf den Steigerberuf vor.  

Um 1930 begann das Sterben der Siegerländer Gruben. Wegen der tiefen Teufen hatte sich die Förderung enorm verteuert. Im dritten Reich erholten sich die Gruben etwas, da man auf die Unabhängigkeit der Rohstoffverwertung drängte. Nach dem Krieg wurde mit dem wachsenden Erzimport die Kriese immer größer. Die Ruhrindustrie, die Hauptabnehmer war und Besitzer vieler Gruben, zeigten kein Interesse mehr am

Die Pfannenberger Einigkeit bei Neunkirchen- Salchendorf 1935. Mit einer Teufe von 1338 m war sie teilweise die tiefste Grube Europas. Sie wurde als letzte Grube im Siegerland geschlossen

Siegerländer Erz. Denn der Mangangehalt hatte sich verringert und der Kupfergehalt wurde zunehmend als störend für die Herstellung von hochwertigen Roheisen empfunden. Die Aufhebung der Ausnahmetarife auf der Schiene und die Erschließung mächtiger Erzvorkommen im Ausland beschleunigten das Ende der Siegerländer Gruben. 

Mit Schließung der Grube ,,Pfannenberger Einigkeit" 1962 in Salchendorf erlosch das bergbauliche Leben im Kreis Siegen. Sie war mit 1338 m Teufe zeitweilig die tiefste Grube Europas. Auch die Bergbauschule in Siegen schloss 1967 ihre Pforten. Ein hochgeachteter Berufsstand war  damit im Siegerland zum Aussterben verurteilt. Experten haben errechnet, das etwa 150 Millionen Tonnen Erz von Beginn bis Ende im Siegerländer Erzrevier gefördert worden sind. Der wichtigste Erwerbszweig und somit das Rückgrat der heimischen Wirtschaft war damit wahrscheinlich für alle Zeiten erloschen.

 

 

Quellennachweis:
Ich gab dir mein Eisen wohl tausend Jahr von Wilhelm Müller
Siegener Zeitung von Mai 1973
Vom Eisen von Alfred Lück
Kronprinz Friedrich Wilhelm Erbstollen
von Wikipedia
Bevor die Lichter erloschen von Horst G. Koch
Bergbau im Siegerland von Wikipedia
 

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