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Als noch Wegegeld gezahlt werden musste
Der Standort Kronprinzeneiche ist heute für die Menschen des Siegerlandes ein Begriff und fester Bestandteil der Land- und Wanderkarten. Gepflanzt wurde diese Eiche eigenhändig, wie es der Chronist festhielt, am 16. Oktober 1833 vom damaligen Kronprinzen und späteren König Friedrich Wilhelm IV. Der Prinz hatte dem Berleburger Schloss einen Besuch abgestattet und war mit seinem großen Gefolge auf dem Wege von dort zum damaligen berühmten Müsener Stahlberg, der bekanntesten Grube des Siegerlandes.
Der Weg führte ihn über Erndtebrück, über die heutige B 62, mit jetzigem Namen „Kronprinzenstraße“ nach Lützel. Auf der Lützeler Höhe, wo er nach Hilchenbach abbog, pflanzte er unter großer Beteiligung der führenden Persönlichkeiten des hiesigen Raumes einen jungen Eichenbaum. Die Eiche verkörperte einst das Sinnbild von Kraft und Beständigkeit. Danach ging der Trott weiter über Hilchenbach, Allenbach, Dahlbruch nach Müsen, wo die Grube Stahlberg befahren wurde, die zu diesem Anlass mit Hunderten von zusätzlichen Lichtern
Titelbild der Satzungen des Schützenvereins Kronprinzeneiche'
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ausgeleuchtet war.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist erst mit dem befestigten Straßenbau im größeren Umfang im Siegerländer Raum begonnen worden. So damals auch die neu errichtete Landstraße durch das Ferndorftal, auf der Friedrich Wilhelm reiste. Übrigens brachte diese Straße einen gewaltigen Verkehrsfortschritt für das betriebsame Ferndorftal. Da der Bau solcher Straßen sehr kostspielig war, musste jedes Fuhrwerk, das sie benutzte, Wegegeld bezahlen. Hierzu wurden Wegegelderhebungsstellen, wie man sie damals nannte, mit Schlagbäumen errichtet. Solche Wegegeldstellen bzw. Zollstellen, wie der Volksmund sie nannte, waren in Krombach, Ferndorf, Haarhausen und in der Rothenberger Straße in Hilchenbach für die Landstraße nach Brachthausen. Aber auch auf der Müsener Straße bei der großen Ziegelhütte (heute Zahnärztin Schmitt) in Dahlbruch war Wegegeld fällig für die Fuhrwerke von und nach Müsen.
Die Gebühr betrug damals für jedes passierende Stück Vieh zwei Pfennig. Die Einnahmen wurden für die Unterhaltung der Straßen verwendet. Ob der Kronprinz auch seine fällige Gebühr für sich und das große Gefolge entrichtet hat? Diese Erhebungsstellen blieben bis in die 1870er Jahren, zum Teil auch noch etwas länger, bestehen.
Gesellschaftspolitisch gesehen war der Besuch des Kronprinzen ein großes und wichtiges Ereignis für diese Region. So wurde noch im Jahre 1833 der Schützenverein ,,Kronprinzeneiche’’ gegründet, in dem die Unternehmerschaft des Ferndorftales die führende Rolle spielte. Die Schützenfeste fanden immer zur Erinnerung des Pflanztages der Kronprinzeneiche statt. In der Einladung hieß es weiter: ,,Indem ich zu diesem Feste ergebenst einlade, bemerke ich, dass das Entree für die Herren, die nicht als Mitglieder betheiligt sind, auf 15 Sgr. festgestellt ist und Damen und Kinder, letztere in Gesellschaft ihrer Angehörigen, freihen Zutritt haben. Der Verein sorgt für tüchtige Musik und der Wirtschaftsunternehmer Herr Wolschendorf für erforderliche Erfrischungen. Dahlbruch, den 20. Juni 1856. der Schützen-Hauptmann, Klein.’’
15 Sgr. (Silbergroschen) Eintritt für einen Nachmittag war schon ein ganz stolzer Preis und für die meisten Menschen nicht erschwingbar. Zum Vergleich: 1 Silbergroschen waren 12 Pfennige (Pf). 1 Quart Bier (1,145 l) kostete damals 1 Silbergroschen und ein Pfund Schweinefleisch 2 Sgr. 9 Pf. Für ein Pfund Schwarzbrot mussten 9 Pfennige bezahlt werden und der Preis für ein Scheffel Kartoffeln, gleich 38 KG, war 9 Sgr. 5 Pf. Der Tagelohn betrug zur damaligen Zeit 14 Sgr. im Sommer und 10 Silbergroschen im Winter.
Aber solche Vereine, die auch in anderen Gegenden gegründet wurden, haben später in abgeänderter Form dem Aufbau der Demokratie genützt. Nach der endgültigen Niederschlagung der Deutschen Revolution im Jahre 1848/49 wurde die Verfassung in Preußen stark zugunsten der konservativen Kräfte umgestaltet. So wurde das Dreiklassenwahlrecht eingeführt und ein Verbot ausgesprochen, sich in Gruppen für einen politischen Gedankenaustausch zu treffen. Dieses aber wurde zur eigentlichen Geburtsstunde der vielen Deutschen Vereine. Das Volk hatte den Drang nach mehr Freiheit und Demokratie, die in anderen Ländern zum Teil schon weiter fortgeschritten war. So traf man sich meistens als politische Gruppierung unter dem Decknamen und der Satzung eines Vereins. Als Vorbild hierfür galten u. a. Satzungen, wie beim Schützenverein Kronprinzeneiche, die aber in Wirklichkeit einen anderen Sinn hatten. Verursacht durch diesen Freiheitsdrang haben wir in Deutschland heute mehr Vereine als in fast allen anderen Ländern.
Um die neu gepflanzte Eiche wurde sofort eine parkähnliche Grünanlage, in der die Schützenfeste stattfanden, angelegt. Der erste Schuss wurde natürlich immer zu Ehren des Kronprinzen und späteren Königs abgefeuert. Die Eiche, die im Mittelpunkt stand, war durch ein kreisförmiges Eisengitter aus senkrechten Stäben geschützt. Für die Pflege und Instandhaltung waren die Fabrikantenfamilien des Ferndorftales im Wechsel verantwortlich.
Leider ist heute, nach mehr als 170 Jahren, nicht mehr viel von dieser einst herrlichen Anlage zu erkennen. Das Stämmchen ist aber zu einem mächtigen Solitär-Eichenbaum geworden und der letzte Zeuge dieses ehemals wichtigen Ereignisses.
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