Original Strack

Das Dahlbrucher Original Clemens Strack

Das bekannteste Dahlbrucher Original war ohne Zweifel Stracks Clemens. Er wurde am 17. Dezember 1882 in Dahlbruch geboren und begann seine Laufbahn auf der Grube Stahlberg als Bergmann. Er war im Ersten Weltkrieg Soldat und wohnte dann mit seiner Frau Lehnchen und 4 Kindern in der alten Dahlbrucher Turnhalle. Er war nie auf Rosen gebettet und hatte noch einen Sprachfehler. Trotzdem war er ein Original von altem Schrot und Korn und sehr, sehr schlagfertig. Da in der heutigen, hastigen, profitgierigen Zeit diese Sonderlinge immer weniger werden, sind einige Anekdoten bzw. Aussprüche von Clemens aufgezeichnet.

Das menschliche Bedürfnis

Clemens weilte einst in Siegen. Es muss kurz nach der Währungsreform gewesen sein. Da bekam er plötzlich heftige Magenschmerzen und musste aus der Hose. Er kam noch bis an den Straßenrand, an den Eingang eines Bunkers und verrichtete dort das menschliche Bedürfnis. Als er seine Hose wieder erleichtert zuknöpfte, stand ein

Eistanzen auf Kleins Weiher in Dahlbruch um 1900

Schutzmann neben ihm, der das Schauspiel beobachtet hatte. „Wegen öffentlichen Ärgernis bezahlen Sie eine Mark Strafe“. Clemens kopfnickend: „Un.., un.., und ich bezahle  1 Mark und 10 Pfennig, ich habe dabei auch noch gepforzt“.

Im Gerichtssaal

Das Original stand auch mal als Angeklagter vor Gericht. Er bekam dabei großes Rauch-verlangen, hatte aber nur seine Pfeife und ein Strang Tabak bei sich. Clemens wusste sich zu helfen. Er nahm sein Taschenmesser und schnitt seelenruhig auf dem Tisch vor ihm einige Scheiben Tabak von dem Strang ab. Der Richter bekam große Augen und sagte: „Herr Strack, ist das nicht etwas grob, was Sie da machen?“ „J.., ja, ja Herr Richter, Sie haben recht, der Tabak ist so noch zu grob, er muss noch geribbelt werden“. (Zwischen den Handflächen feingerieben werden)   

Der sehr weite Weg

Im Gasthof Benfer in Dahlbruch (wo heute die Ärzte Bellersheim-Hebrock ihr Domizil haben) saß Clemens einst und hatte schon etwas tief ins Glas hineingeschaut. Da kamen zwei Zeugen Jehovas in die Gaststätte, unterhielten sich mit den Gästen, gingen von Tisch zu Tisch und verteilten kleine Lektüren. Als sie nun an Clemens Tisch kamen, fragte er: „W.., w.., wer seid Ihr denn?“ „Wir sind Soldaten des Himmels,“ war die Antwort. „ Da.., da.., dann geht schnell, dann habt Ihr ja noch einen sehr weiten Weg bis zur Kaserne!“.

Der Lümmel mit der Eselei

Im Juli 1951 war der TUS Dahlbruch Ausrichter des Bezirksturnfestes. Da etwa 700 Personen ihre Teilnahme gemeldet hatten, war der vorhandene Sportplatz für die ordnungsgemäße Durchführung der Wettkämpfe zu klein. Wo heute Hallenbad und Faustballfelder sind, war der Sportplatz damals. Im Anschluss daran, in Richtung Norden, stand das Freibad. Dahinter auf dem Wiesengelände sollten deswegen auch noch Wettkämpfe durchgeführt werden. Die Wiesen wurden abgemäht, Unebenheiten begradigt und mit Sägemehl die Abgrenzungen für die verschiedenen Sportarten ausgeführt. Hierbei muss wohl Clemens, der in unmittelbarer Nähe hauste, von der Jugend geärgert worden sein. Am späten Abend waren Wiese und Sportplatz für den morgigen Wettkampftag bestens vorbereitet. Das Arbeitskommando traute am anderen frühen Morgen seinen Augen nicht! Was war geschehen? Der Lümmel Clemens hatte über Nacht auf die Wiese, die als Wettkampfstätte dienen sollte, Jauche gefahren! Nach anfänglich großer Hektik wurden sehr schnell andere Auswegmöglichkeiten geschaffen. Das Turnfest wurde trotz Eselei von unserem Lümmel gut abgeschlossen.

Bei der Gemeindedirektorin Menn

Clemens ging zur Gemeindedirektorin Hedwig Menn in der jetzigen Hillnhütter Straße ins Gemeindebüro und trug der allseits beliebten „Tante Hedwig“, seinen Wunsch vor: „H.., H.., Hedwig, wenn ich gestorben bin, dann will ich auch einen Stein auf meinem Grabe haben.“ Frau Menn fragte ihn, was denn auf dem Stein stehen solle. Darauf Clemens: „H.., h.., hier ruht ein nasser Sack, mit Namen hieß er Clemens Strack, oh Wanderer entfleuch von hier, sonst steht er auf und säuft mit dir.

Clemens und der Kohlenhändler Otto Becker

Dem Dahlbrucher Kohlenhändler Otto Becker half Clemens öfters beim Kohlen abladen auf dem alten Bahnhofsgelände in Dahlbruch. Es war dort wo heute die freiwillige Feuerwehr ihr Domizil hat. Bei jedem abgeladenen Zentner, den sie von der Waage die auf einem Eisen-bahnwaggon stand, aufs Dreirad kippten, machte Otto einen Kreidestrich auf ein großes Brett. Einmal kam ein Hund vorbei hob das rechte Hinterbein und pinkelte an das Brett. Clemens der dies bemerkt hatte rief laut:“ O.., O.., Otto pass auf, da radiert dir einer im Hauptbuch!“.

Im Namen des Gesetzes

In der alten Turnhalle in Dahlbruch wohnte Clemens mit seiner Familie. Als er eines Tages zu viel von den Siegerländer Nationalgetränk, dem Wachholder, zu sich genommen hatte, bekam er von seiner Frau Lenchen eine Gardinenpredigt gehalten. Es kam zum Wortwechsel und Clemens wurde sehr wütend. Er begann, das Porzellan in der Küche zu richten. Es war ganz schlimm, und Lehnchen wusste sich keinen Rat mehr. Sie lief zum Gemeindevorsteher Friedrich Langenohl, der in der Müsener Strasse wohnte. Er ging mit ihr zur Turnhalle und rappelte an der verschlossenen Türe. Nun setzte der Vorsteher seine Amtsmiene auf und rief laut: „Herr Strack, machen sie sofort die Türe auf!“. Keine Antwort. Der Vorsteher rief nochmals: „Herr Strack wenn

Bau des Dahlbrucher Freibades im Jahre 1932. Das Bad war nur gut zwei Jahrzehnte in Betrieb

sie die Türe nicht sofort öffnen, schlage ich diese im Namen des Gesetzes ein!“. Nun öffnete sich das Oberlicht der geteilten Türe und Clemens steckte seinen Kopf hindurch und sagte: „Ja, ja, ja Frieder das kannst du ja machen, aber dann machst du dieselbe auch im Namen des Gesetzes wieder ganz“.   

Das dröhnen an der Wellblechbude

Bei Kochs Tante Molly, heute Dahlbrucher Hof, hatte Clemens seinerzeit mit einem anderen Dahlbrucher tüchtig gezecht. Sie gingen zum Gasthof Benfer und kamen beim alten Bahnhof an einer Wellblechbude vorbei, wo sie ganz nötig Wasser ablassen mussten. Da sie großen Druck hatten, strahlten sie gegen das Wellblech, dass es nur so dröhnte. Aber dem anderen kam etwas nicht geheuer vor, und er fragte: „Clemens warum hört man denn bei dir nix, du hast doch auch so großen Druck.“ Darauf antwortete Clemens: „ D.., d.., das kannst du auch nicht. Ich seiche dir doch gegen den Mantel.“

Das Mittel gegen Maulwürfe

Clemens saß gemütlich bei seinem Häuschen am Hüttengraben und rauchte seine Pfeife. Da kam ein Kleinlandwirt vorbei und klagte sein Leid: „Clemens ich habe die ganze Wiese voller Maulwurfshaufen. Ich habe schon Gift gestreut, Fallen aufgestellt und mit Karbid geschossen, aber die Biester wühlen mir immer noch das ganze Grundstück um. Was kann man da noch machen?“ Clemens blinzelte mit einem Auge, blies eine dicke Rauchwolke in den blauen Himmel, und rief: „Pl.., pl.., pflastern!“

 

Der Ratschlag für den Hühnerpferch

Mit einigen Älteren des Ortes saß Clemens in einer Gaststätte und unterhielt sich. Paul Röchling, der Bäckermeister, erzählte, dass er für seine Hühner einen Pferch mit einem sehr hohen Drahtaufbau gebaut habe. Aber die Tiere flögen immer noch darüber. „Ich spendiere eine Flasche Schnaps, wenn einer von euch mir sagen kann, was ich machen muss, dass die Hühner nicht mehr über diesen Zaun fliegen.“ Clemens riet ihm: „Ma.., ma.., mach ein Loch unten in den Zaun, dann fliegen sie nicht mehr darüber.“

Die Zündschnur brennt

Kurz nach dem zweiten Weltkrieg herrschte noch große Armut bei uns. Geheizt wurde überwiegend mit Holz, was daher auch sehr knapp war. In den Wäldern lag kein Ast lange herum, alles wurde gesucht und verbrannt. Selbst Tannenzapfen wurden für Anmachholz gesammelt. Auch die Wurzelstöcke wurden aus dem Boden gesprengt oder gegraben und für Heizmaterial verwendet. Clemens besorgte sich immer Brennholz ohne forstbehördliche Genehmigung. So fuhr er eines Tages auch in den Loher Wald und belud seine Karre mit Brennholz. Da sah er den strengen Förster Siemann, vom Forsthaus Lohe, auf sich zukommen. Wie komme ich aus dieser Schlinge wieder raus, zum Fortlaufen war es zu spät. Was tun? Clemens hockte sich hinter einem Baumstamm, zündete einen Büschel Gras an, und rief ganz laut: „He.., He.., Herr Förster laufen sie ganz schnell fort, die Zündschnur brennt!“ Der alte Förster Siemann in der Annahe, dass die Sprengung gleich losgehen würde, nahm seine Flinte in die Hand und rannte davon. Clemens fuhr mit der beladenen Karre in die andere Richtung nach Hause.

Trink sie selber

In den Gasthof Stahlberg in Müsen kehrte Clemens als alter Bergmann besonders gerne ein und unterhielt sich dann mit alten Kumpels. Wenn er nicht genug Geld hatte, ließ er anschreiben, was der Wirt, auch ein Bergmann, gerne tat. Als Clemens einmal an der Gaststätte vorbei ging, ohne einzukehren, sah es der Wirt und rief: „Clemens komm mal rein du hast hier noch was stehen.“ Der grinste und rief zurück: „ O.., O.., Otto, trink sie selber, ich habe heute keinen Durst.“    

 

Der geklaute Schinken

An einem Sonntag vor langer Zeit spielte der Musikverein Müsen, in dem auch Clemens aktiv war, in Helberhausen auf einer silbernen Hochzeit. Die Musikanten gingen leicht beschwingt über Hilchenbach und das Breitenbachtal nach Müsen zurück. Um sich für die letzte Etappe zu stärken, wurde auf der Hunsdall noch mal Rast gemacht. Da erschien plötzlich der zuständige Polizist Karl Lommel aus Allenbach mit seinem Fahrrad. Den langen Säbel am Lenker befestigt, verkündete er: „Es rührt sich niemand von der Stelle. Da ein großer Schinken von einem Musiker in Helberhausen gestohlen worden ist, muss ich eine strenge Leibesvisitation vornehmen!“ Die Taschen und Hüllen für die Musikinstrumente wurden von Lommel besonders durchsucht. Er fand aber nichts,

Der Siegfried, das Dahlbrucher Ehrenmal. Es wurde leider 1953 abgerissen und auf die Mülldeponie gefahren. Das Fundament zwischen der evangelischen  Kirche und dem Kindergarten ist noch vorhanden

setzte sich auf sein Stahlross und führ von dannen. Als er nicht mehr zu sehen war, tauchte Clemens, mit einem Riesenschinken unter dem Arm und einer Flasche Wachholder, hinter einem Busch auf. Er sagte: „E.., e.., eh wir noch Hause kommen, wollen wir noch richtig Frühstücken und einen Wachholder trinken.“ Dies soll schöner gewesen sein als die ganze silberne Hochzeit. Die Musikanten haben alle dicht gehalten und erst nach Jahren, als die Straftat verjährt war, wurde sie im Dorf bekannt. 

Eine Baugenehmigung fehlte

Ende der 1930er Jahre baute das Unikum in Dahlbruch am Bähnchen, heute Hüttenweg, für sich ein kleines Wohnhäuschen oder besser gesagt eine Hütte. Er hatte weder eine Baugenehmigung noch eine Zusage von dem Grundstückseigentümer, dass er hier was bauen durfte. Da Clemens sehr geschickt war, entstand der Neubau fast nur durch Eigenleistung. Dies blieb der Obrigkeit natürlich nicht unbemerkt, und Clemens musste bei dem regierenden Amtmann Pränger in Keppel erscheinen. Der sagte ganz böse: „Herr Strack, sie sind der Behörde seit vielen Jahren bekannt, und wir wissen, dass Sie mit den Gesetzen schon oft in Konflikt geraten sind. Dass Sie aber ein ganzes Haus ohne Konzession errichten, das ist der Gipfel der Frechheit. Was sagen Sie dazu?“ W.., w.., was soll ich dazu sagen? Wenn der Adolf (Hitler), als er voriges Jahr ins Rheinland einmarschierte, erst die Engländer und Franzosen nach der Konzession gefragt hätte, da wer er heute noch nicht drin.“ Zur Verständigung. Im Jahre 1936 ließ Adolf Hitler die deutsche Wehrmacht entgegen den Bestimmungen des Versailler Vertrages und ohne die Alliierten zu fragen, ins Rheinland einmarschieren.

Was der Amtmann nun gesagt hat, wurde nicht bekannt. Clemens zog jedenfalls in sein Eigenheim ein und hat auch nie irgendwelche Steuern oder andere Abgaben dafür bezahlt. Bis zu seinem Lebensende, am 27. Dezember 1956 hat Clemens hier gewohnt. Die Hütte ging an den Grundstückseigentümer über. Sie steht heute noch, trägt den Namen Clemens-Klause und wird für Feierlichkeiten genutzt.

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