Die gute alte Zeit, war sie wirklich gut?
Immer wieder redet man auch bei uns von der guten alten Zeit. War sie wirklich so gut? Wer etwas mit unserer Heimatgeschichte über das Siegerland vertraut war, wünscht sich das diese Zeit mit ihren Entbehrungen, Nöten, Unruhen und manchmal auch sklavischen Zwängen nie wieder zurück komme mit all den Unruhen, Nöten und Entbehrungen.
Der letzte verbliebene Baum, der einst mit die Kölsche Hecke bildete, steht in der Nähe von Krombach - Bild aus Rundwanderung Krombach
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Es war seinerzeit ganz schlimm mit den räuberischen Angriffen fremder Völker bestellt. Das lässt sich daran ermessen, dass die Grafen von Nassau-Siegen in der Zeit von 1569 bis 1614 über zwanzig Mal ihre Landsleute und Untertanen zur Gegenwehr aufgerufen hatten. Aus dem angrenzendem Kölschen kamen die Bedrohungen. So hatte man an den westlichen und nördlichen Höhenzügen des Siegerlandes eine hohe und dichte Grenzhecke errichtet. Die Hecke war bis zu 40 Meter breit und bestand meist aus Dornengestrüpp und wurde über Jahrhunderte gepflegt. Wer sie beschädigte machte sich strafbar. Wie lange sie gestanden hatte lässt sich nicht mehr genau feststellen. Aber im Jahre 1823 waren diese Landhhecken von Hilchenbach, Littfeld und die Holzhäuser von der Regierung in Arnsberg als Waldparzellen mit Aufwuchs zum Verkauf angeboten worden.
Auch den dreißigjährigen Krieg mussten unsere Vorfahren über sich ergehen lassen. Aber auch der siebenjährige Krieg und die Koalitionskriege sowie die anschließende Herrschaft der Franzosen über das Siegerland brachten viel Elend und Armut. Schauplatz konfessioneller Schwierigkeiten war unser Ländchen ab
In derBartholomäusnacht, am 24. August 1572, wurden 3000 Hugenotten (Protestanten) ermordet - Quelle: picture-oliance
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1626 über hundert Jahre was auch mit blutigen Auftritten endete.
Aus dieser für unsere Ahnen bösesten aller Zeiten gab es folgende Geschichte. Da galoppieren wilde Reiter in ein kleines Siegerländer Dorf. Von dem Bauern forderten sie Geld was nicht vorhanden war. Dann stürmten sie ins Haus und durchsuchten Truhen und Kisten und rissen alles aus den Schränken. Laut weinend lief die Bäuerin zum Führer der Horde und bat um Schonung des Eigentumes. Sie wurde ausgelacht und man trieb sie mit ihren Kindern vom Hof. Der Bauer, den man an einen Baum gebunden hatte sah zähneknirschend dem Treiben zu. Dann schlugen Flammen aus dem Dach heraus, denn man hatte das Haus in Brand gesetzt. Der Bauer schrie vor Entsetzen und musste mit ansehen wie sein Hab und Gut von den Flammen vernichtet wurde. Die beste Kuh hatte man aus dem Stall geholt und auf dem Hof geschlachtet. Das andere Vieh ließ man elendig im Stall mit viel Gebrüll verbrennen. Im Hof wurde am
Das Mittelalter - ein dunkles Zeitalter, in dem in den Städten die Pest wütete - Foto: Colourbox
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nächsten Tag ein Feuer gemacht und die geschlachtete Kuh gebraten. Viele solcher bösen Geschichten hatten sich damals ereignet. Vielleicht noch schlimmere und grausamere?
Aber auch der schwarze Tod, die Pest brachte unserem Siegerland unzählige Tote. Die Friedhöfe konnten die vielen Toten nicht mehr alle vereinnahmen, so dass man auf privatem, geeignetem Boden auch seine Angehörigen beisetzen durfte. Besonders wütete die Pest in dem kleinen Ort Niederwalpersdorf. 1631 hatte das Dorf 68 Einwohner, die in 14 Familien zu Hause waren. In der Zeit von 1635 bis 1642 erlagen 55 Bewohner von dem kleinen Ort an der schrecklichen Seuche und sieben Familien starben vollständig aus.
Zu den ganz schlimmen Gräueltaten der Vergangenheit zählten auch die verheerenden Hexenverfolgungen. Nach der sogenannten peinlichen Befragung wurden an den unglücklichen Opfern entsetzliche Folterqualen angewendet um ein Geständnis zu erreichen und den Schein der Gerechtigkeit etwas zu bewahren. Wer früh ein Zugeständnis machte bekam ein
In den historischen Hexenverließen der Burg Penzlin (Landkreis Müritz) wird ein Folterstuhl präsentiert - Quelle: picture-alliance/ZB
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mildes Urteil Zugesprochen. Es war eine Enthauptung und der Körper wurde der Erde zugeführt. Aber die meisten angeblichen Hexen wurden bei lebendigem Leib öffentlich verbrannt. So wurden im Jahr 1653 alleine in Hilchenbach auf dem Galgenberg 18 Hexen verurteilt. Hiervon wurden acht nur decollirt (enthauptet) und zur Erde bestattet. Die anderen zehn wurden bei lebendigem Leibe verbrannt.
Bei Deutschlands Zerrissenheit und Kleinstaaterei benutzten fremde Kriegsvölker unser Siegerland für Durchzüge, Einquatierungen und Plünderungen. Sie wussten genau, dass das kleine Siegerland mit seinen wenigen Waffen nichts entgegen zu setzen hatte. Aus diesem Grunde waren unsere Vorfahren den Plünderungen und anderen Drangsalen wehrlos ausgesetzt. Aber auch übertriebene Kriegslasten und Erpressungen brachten sie an den Bettelstab.
So rückten am 9. Februar 1795 noch 700 Preußen vom Regiment Romberg in die von Österreichern überfüllte und ausgemergelte
Die Ortsmitte von Müsen nach dem großen Brand 1893
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Stadt Siegen ein. Sie zogen aber am nächsten Tag über Olpe nach Wesel weiter. Am 5. März des Jahres passiert ein preußisches Korbs mit 12.000 Mann und 7.000 Pferden das Siegerland. Mit Schrecken hörte man dass 20.000 Österreicher durchziehen, die für den 23. März 1795 angekündigt wurden, obwohl unser Heimatland schon mit Einquartierungen überfüllt war. Auf der Hammerhütte bei dem Schafhause kamen die halbverwesten Leichen von 1.500 Österreichern zum Vorschein, man hatte sie aus dem Seuchenlazarett, auf etwa 100 Ruten hier begraben.
Auch ständige Großbrände waren wegen der Strohabdeckung auf den Dächern und der schlechten Löschwasserversorgung an der Tagesordnung. So wurde am 1. Mai 1689 ganz Hilchenbach durch ein Feuer vernichtet. Bis auf vier Häuser in der Gasse und ein Haus am Damm brannte alles ab. Am 10. April 1695 brannten in Siegen 252 Häuser und 52 Bäue ab. Haiger wurde am 8. Mai 1723 durch einen Brand völlig vernichtet. Es verbrannten 14 Menschen und das meiste Vieh. Das Dorf Obersetzen wurde auch am 30. März 1774 durch einen Brand heimgesucht. Es wurden 24 Häuser und 11 Bäue vernichtet. Es war ein Teil der Brände, die immer wieder große Not und Elend hervorriefen.
Dann musste die Bevölkerung auch noch die Fronarbeit bzw. die Herrendienste verrichten. Es
Eine Zeichnung in der evangelischen Kirche erinnert an die Zerstörung Wilnsdorfs 1233 - Zeichnung: Brand Wilnsdorf
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war eine unentgeltliche Dienstleistung der Untertanen. Man nannte sie auch Sklaven- oder Zwangsarbeit. Das Dorf Hilchenbach hatte sich am 1. Mai 1687 von den Frondiensten befreit. Es hatte sich für 6.200 Reichstaler Fleckenrechte erkauft. Es war nach Siegen der zweite Ort im Siegerland wo die Bürger keinerlei Frondienste mehr zu leisten hatten. Solche Freiheiten hatten sich ebenfalls auch die Freudenberger erkauft.
Als 1831 bei Altenteich im Winter der letzte Wolf erlegt wurde hatte die Wolfsplage endlich ein Ende. Aus alten Rechnungen ging hervor wie hoch der jährliche Schaden durch Wölfe war und wie groß die Zahl der gefangenen und getöteten Tiere. 1456 wurden einem Bauern in Sechshelden sowie einem im Siegerländer Werthenbach je zwei Pferde gerissen. Da Pulver und Gewehre auf dem Lande seinerzeit noch eine Rarität waren wurden die Wölfe auch in Kudden gefangen. Das die Wölfe im Siegerland sehr häufig waren ging daraus hervor, dass von 1523 bis 1551 insgesamt 129 erlegt oder gefangen wurden. Es gab Prämien für alle die mutig gegen diese Plagegeister vorgingen. Arnoldi berichtete, dass die Zahl der nicht abgelieferten Tiere noch größer gewesen wäre. Zahlreich sind noch heute im Siegerland die Flurnamen vorhanden, die vom Vorkommen der vielen Wölfe Kunde
Zwei Wölfinnen sind in NRW ansässig geworden - das freut die Naturschützer und ärgert die Schäfer - Bild: WDR
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gaben.
Ja, früher war alles viel besser als heute sagen manche Leute. Die Menschen hatten noch mehr Zeit für einander, da war nicht so viel Stress als heute. Die Zeit war lange nicht so schnelllebig wie heute. Trotzdem erscheint man mit dem heute nicht zufrieden zu sein und sehnt sich nach früherer Zeit zurück. Vielleicht spürt man, dass Geld und Technik sowie das Anbeten von Konsum nicht die Erfüllung von Glück und Zufriedenheit brachten. Die meisten Menschen hatten früher ständig damit zu tun, ihren dürftigen und kargen Lebensunterhalt zu sichern. Deswegen kann man getrost sagen die gute alte Zeit gab es nicht. Man kann froh sein, dass man heute lebt und nicht damals in der guten alten Zeit.
Literaturnachweis: Adolf Müller: Im Sauseschritt durch die Jahrhunderte Albrecht Irle: Der guten alten Zeit ist kaum nachzutrauern Arnoldi: Jahrhunderte hindurch Wolfsplagen im Siegerland Heimatkalender: Krieg, Pest und Armut vor fast 350 Jahren Hermann Freudenberg: Herrendienste um 1690
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