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Schwer und gefährlich war die Arbeit des Bergmannes
Etwa vor zweieinhalbtausend Jahren begann man im Siegerland Erz zu schürfen. Hierzu hatte die Erde Millionen Jahre benötigt um dieses im Siegerland auszubreiten. Das Erz wurde zum Schicksal und Wohl unseres Siegerlandes was außer einem steinigen, festen ja unfruchtbaren Boden sonst nichts hatte. Ohne den Schatz in der Tiefe wäre es nie so lebensfähig geworden wie es heute ist. Es hätte auch nie so ein
Das Symbol Schlägel und Eisen wurde überall dort angewendet, wo eine Beziehung zum Bergbau bestand
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Selbstbewusstsein gegeben, wenn nicht wirtschaftliche Unternehmen unter den harten Bedingungen vor Ort Land und Leute geprägt hätten.
Das Eisenerz war seit der La-Tene-Zeit bis zum 20. Jahrhundert die Grundlage einer regen Eisenindustrie im Siegerland. Es war sehr harte Arbeit aber durch die Erfindung des Schießpulvers im 15. Jahrhundert wurde der Abbau erleichtert. Auch die Wasserkraft wurde zum Bewegen von Lasten und zum Heben von Grubenwasser genutzt.
Sie gingen, wenn möglich in Gruppen zur Schicht. Manche wanderten jeden Tag zweimal Wege über eine Stunde. Die älteren Bergleute hatten einen ,,Krückstock“ in der Hand und den ,,Dungesack“ und das Kaffeeblech über der Schulter hängen. Ihre Schuhe waren aus derbem Rindsleder und mit Nägeln beschlagen. Für nette Unterhaltung sorgte immer einer. Manchmal trugen sie in der Hand oder auf dem Rücken auch große Kornhalme. Diese wurden mit Pulver gefüllt und dienten als Zündschnur bei den
Durch das Bohren der Sprenglöcher entstand viel feiner Staub, der bei den Bergleuten die Staublungenkrankheit verursachte - Foto von Horst Sturm
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Sprengungen.
Im Winter war der Weg besonders schwierig. Es fuhr kein Schneepflug aber die Männer mussten durch den tiefen Schnee. Dann trampelte einer nach dem anderen, wo sie die Wegränder ahnten, schmale Pfade. Kleine Laternen trugen sie morgens und abends an der Brust. Es waren natürlich auch einige unter den Bergleuten, die nach der Schicht kürzer oder länger in einer Wirtschaft am Wege hängen blieben. Sie waren oft Mutterseelen allein in der Nacht. Es machte ihnen nichts, denn zu Schichtbeginn waren sie wieder kreuzfidel zur Stelle.
Auch ,,dr Hächt“ gehörte zum Bergmann. Sie rauchten Strangtabak von Behrens oder Brill. Der geschnittene Strang wurde in einer ,,Söjbloos“, die rot oder blau eingefasst war, verwahrt. Ein ,,Pfifferümmer“ aus Messingdraht wurde sichtbar getragen und baumelte vorne an der Jacke. Wenn auch die meisten Knappen Schwedenhölzchen zum Anstecken nahmen, hantierten einige bärtige Alte aber noch mit Feuerstein und Schwamm. ,,Hächte“ der Marke ,,Peter Dorni“ waren beliebt. Das lange Mundstück wurde meist gleich abgebrochen, so dass der Kolben direkt unter der Nase qualmte. So kam der Raucher zweimal zum Genuss des Rauches einmal durch die Nase und durch den Mund. Ein halb Pfund
Als Frosch wurden Öllampen bezeichnet, die seit Ende des 16. Jahrhunderts im Bergbau als Grubenlampe verwendet wurden
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Strang wurde in der Woche verraucht. Auch der schwarze Tabak, der Kautabak wurde verwendet. In den Geschäften war er immer in irdenen Töpfen, damit er nicht austrocknete, aufbewahrt.
War die Schicht zu Ende, war für die Siegerländer Bergleute noch lange nicht Feierabend, denn die meisten hatten zu Hause noch eine kleine Landwirtschaft, die aus Wiese, Feld, Hauberg und Garten bestand. Bevor die Tagesschicht begann, standen sie schon bei Morgengrauen im Frühjahr in den Wiesen und mähten das Gras vor ihrer Schicht. Aber auch wenn sie von der Morgenschicht Heim kamen war lange noch nicht Feierabend. Es gab immer viel Arbeit die erledigt werden musste.
Legendär war die Arbeit der Haldenjungen, die das taube Gestein von den Erzen entfernen mussten. Es gab in den Bergmannsdörfern des Siegerlandes bestimmt nur wenige Familien, die ihre Kinder nicht auf die Halde zum Mitverdienen schickten. Der erste Weg im Leben führte einst zur Grube. Die Arbeit im Bergwerk wurde zum festen Bestandteil über Generationen. Erinnerungen und Lebensberichte jener Männer, die im eigenen oder fremden Land berühmt geworden waren, war die Beschäftigung als Haldenjunge die erste Begegnung mit der rahen Praxis im Eisenland des Siegerlandes. Von
Bis etwa 1960 wurden noch Pferde unter Tage im Bergbau eingesetzt
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Geschenken und Feiern zum 25 jährigen Bergmannsjubiläum hat man damals nichts gehört. Wenn aber ein Haldenjunge von 16 oder 17 Jahren mit Einfahren durfte, war es eine Ehre und es sprach sich im Dorf schnell herum.
Ein treuer Helfer in der Grube war manchmal das Grubenpferd, welches brav im Einsatz war wie anderswo die Grubenlock. Es hatte immer in der Nähe des Schachtes den Stall wo auch eine Wiese vorhanden war. Ein Fuhrmann war der ständige Begleiter während der Schicht. Auch bei der separaten Auf- und Abfahrt im Schacht des Pferdes war er dabei. Seine Kraft diente der Beförderung. Es zog von ganz hinten vier vollbeladene Förderwagen auf schmalem Schienenstrang hinter sich her. Eine Grubenlampe am ersten Wagen spendete dürftiges Licht und zeigte den Weg im Dunkel des Stollens. Nachdem die Wagen entleert waren, ging es etwa 500 m zurück und ein neuer Einsatz des braven
Der Erzbergbau begann mit Schürfungen direkt an der Erdoberfläche, den sogenannten Mollkauten (Grube Ratzenscheid bei Wilnsdorf)
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Tieres begann.
Verhältnismäßig kurz war das Erdendasein dieser Bergleute. So gab es in Müsen laut Angabe von Becher 1789 bei 120 Haushaltungen 41 Witwen. Die meisten Männer waren aber nicht in der Grube tot geblieben, sondern sie hatten oft einen langsamen Tod, eine Art Auszerrung. Es kam damals schon der Gedanke, dass es sich um eine Staublungenerkrankung handeln müsse. Der Staub, den sie einatmeten, entstand durch das Bohren der Sprenglöcher in den Höhlen. Aber auch nach Grubenbränden, Schacht- oder Stollenbrüchen, Wassereinbrüchen und Schlagwetterexplosionen wurden Bergleute Tod geborgen. Aber auch Haspelknechte, die wohl die schwerste Arbeit im Bergbau verrichteten, sollen schon mal Tod neben ihrer Haspel gelegen haben.
Der größte Feind des Bergmannes war seinerzeit das Wasser. Im Jahre 1755 beendete der Oberbergmeister Johann
Die Abraumhalde am Altenberg zwischen den Bergbaudörfern Littfeld und Müsen
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Heinrich Jung, der Patenonkel des berühmten Jung Stilling, die quälende, handbetriebene Förderhaspel und ersetzte sie durch eine wassergetriebene. Anfang der 1800 Jahre baute man noch kostspielige tiefe Grundstollen, um das Wasser aus den Bergen abzulassen. Somit hatte man das Grundwasser einigermaßen im Griff. Aber die plötzlichen Wassereinbrüche forderten immer wieder Opfer.
,,So oft der Bergmann sein Fahrkleid anzieht, zieht er sein Totenkleid an. Sein Licht leuchtet ihm nicht zum Leben, sondern zum Sterben.“ Diese Worte sprach Inspektor Pfarrer Dr. Heinrich Adolf Achenbach (1765 – 1819) am offenen Grabe eines Bergmannes. Es war eines von zahlreichen schmerzlichen Ereignissen eines allzu frühen Todes, zu denen der Freund des Bergbaues
Auch Frauen und Mädchen arbeiteten im Bergbau. Das Bild zeigt Frauen, die Erzengel genannt wurden, an den Verlesebändern (Bild aus der Sammlung von A. Schäfer)
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und der Heimat Trost und Zuspruch gab.
Es gab Gruben im Siegerland, die an Alter und Würdigkeit sich mit mancher Burg hätten messen können. Gewiss ist es im Dunkel der Erde, wo der Bergmann im Angesicht des Todes unter dem Hangenden arbeitete, heldenhafter zugegangen, als hinter der Mauer so mancher Ritterburg. Bergrat Prof. H. Quiring schrieb 1930 kein Erzgebiet der Erde könne auf eine ebenso lange lückenlose bergmännische Tradition zurückblicken wie das Siegerland.
Quellennachweis Alfred Fischbach : Als sie noch in die Tiefe fuhren Horst Günther Koch : Bevor die Lichter erloschen Wolfgang Kraus : Der Müsener Bergbau Adolf Wurmbach : Auf stillen Pfaden. Helmut G. Vitt : Der Stahl der Weltgeschichte machte Siegener Zeitung : Schimmel . . . hü – in 800 Meter Tiefe
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